nd-aktuell.de / 12.02.2010 / Kultur / Seite 16

Ich Narr

Roman Polanski

Roman Polanski wartet in seinem Ferienhaus in der Schweiz noch immer auf die Entscheidung, ob er an die USA ausgeliefert wird, wo ihm wegen des sexuellen Übergriffs auf eine Minderjährige im Jahre 1977 der Prozess gemacht werden soll. Zu Beginn des Jahres drehte er an Nord- und Ostsee, in Berlin und Brandenburg seinen Film »The Ghost Writer« nach dem Roman »Ghost« von Robert Harris, den das Studio Babelsberg produzierte. Weltpremiere heute auf der Berlinale.

ND: Mr. Polanski, wie sind Sie auf Robert Harris' »Ghost« aufmerksam geworden?
Polanski: Ich habe die Adaption seines Bestsellers »Pompeji« vorbereitet, der von den Produzenten gestoppt wurde, als Hollywood vor den Streikdrohungen der Schauspieler zitterte. Harris und ich suchten ein alternatives, machbares Projekt, er schickte er mir Druckfahnen von »Ghost«. Ich war elektrisiert, ein herausragender Polit-Thriller.

Wie muss man sich Ihre gemeinsame Schreibarbeit vorstellen?
Er gehört zu den Autoren, die bereit waren, sich auf meine ständige Einmischung einzulassen. Meist hat er vor dem Computer gesessen, während ich durchs Zimmer gelaufen bin und mich zum Narren gemacht habe, weil ich Szenen durchspielte. So haben wir Szene für Szene diskutiert und lange an den Dialogen gefeilt. Sie brauchen für den Film einen anderen Schliff als für den Roman.

Warum Sie nicht in den USA drehen konnten, ist bekannt, aber was sprach für Ihre Rückkehr nach Babelsberg?
Für »The Pianist« bin ich das erste Mal da gewesen und war überrascht, neben modernster Technik eine hoch motivierte Crew zu finden. Es war ein sehr emotionaler Dreh, der wichtigste Film meines Lebens. Nicht zuletzt ist der Kontakt zu den Babelsberger Produzenten nie abgerissen, so dass ich glücklich bin, wieder hier zu sein.

Interview: Katharina Dockhorn