nd-aktuell.de / 13.04.2010 / Kommentare / Seite 4

Mit Schaufeln in den Krieg

Markus Drescher

Frank-Jürgen Weise ist nicht nur der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), sondern auch Oberst der Reserve und hat somit Erfahrungen in zweifacher Hinsicht – mit dem Heer der Arbeitslosen und dem der Soldaten. Jetzt ist Weise auch noch Leiter der Reformkommission, die Vorschläge erarbeiten soll, wie die Bundeswehr »die personellen und finanziellen Ressourcen« effizienter nutzen kann.

Man kann sich zunächst fragen, warum Herr Weise nicht erst einmal dafür sorgt, dass die BA in der Lage ist, die Hartz-IV-Betroffenen anständig zu betreuen. Geschenkt. Die Personalunion eines »obersten Arbeitsvermittlers« und Bundeswehrreformers aber ist gefährlich. Schon jetzt sucht die Bundeswehr verstärkt in den Jobcentern nach menschlichem Nachschub. Die BA ist über jeden Erwerbslosen froh, den sie aus ihrer Statistik streichen kann. Wenn nun noch die Worte Effizienz und Kosten ins Spiel kommen, drängen sich unwillkürlich unschöne Bilder auf: Büros der Bundeswehr in jedem Jobcenter, Ein-Euro-Hartz-IV-Soldaten, die Aufgaben in Kasernen übernehmen müssen, damit mehr »richtige« Soldaten an die Front können, Gräben schaufelnde Hartzer in Afghanistan für einen Euro mehr. Nur eine Schreckensvision? Warten wir es ab, der Krieg und das Sterben in Afghanistan sind noch lange nicht vorbei.