Lygia T. Budnik, tätig am Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf, berichtete von mehrmonatigen Messreihen im Hafen der Hansestadt. Problematisch ist die Begasung zuallererst für jene Hafenarbeiter oder Beschäftigte in der Logistikbranche, die als erste die Container öffnen. Auch Verbraucher können auf chemisch belastete Produkte stoßen, denn eine lückenlose Überwachung ist Illusion.
Eigentlich existiert für Container eine UN-Vorschrift aus dem Jahr 2005. »Die Regularien werden im internationalen Warentransport leider kaum beachtet«, erklärte Budnik. Dies fange bei der Kennzeichnung an, die nicht selten fehle bzw. unvollständig oder unleserlich sei.
Das Hamburger Institut hat festgestellt, dass von den in der Hansestadt angelandeten Importcontainern statistisch jeder Zweihundertste akut lebensbedrohliche Giftkonzentrationen aufweist. Aus der Sicht der Toxikologin ist solche Fracht praktisch Sondermüll.
Abgesehen von solchen Extremfällen, überschreitet der Inhalt von 70 Prozent aller unter die Lupe genommenen Container die arbeitsmedizinisch vorgegebenen Richtwerte. Zum Abklingen der bedenklichen Dosis wird die meist von Übersee stammende Ware dann Wochen, zum Teil Monate in Lagerhallen ausgelüftet, ehe sie in den Handel kommt. Diese Lagerung verursacht natürlich unliebsame Kosten, zumal mangels Kontrolle die gesundheitlichen Risiken oft verdrängt werden. Immerhin ist seit Jahresbeginn der Einsatz des Begasungsmittels Brommethan offiziell verboten. Dieses gilt als erbgutverändernd, krebserzeugend, schädigt das Nervensystem und die Ozonschicht.
Nicht selten wurde bei Messungen eine Ansammlung verschiedener Schadstoffe entdeckt, die einzeln unter den zulässigen Werten blieben. In Deutschland nicht zugelassene Schadstoffe werden bei Routinekontrollen oft gar nicht erst gesucht.
Die unsichtbaren und oft auch geruchlosen Schadstoffe werden nicht nur über die Atemwege aufgenommen, auch der Hautkontakt kann zur Erkrankung führen. Es sei vereinzelt bei Seeleuten oder blinden Passagieren im Laderaum auch schon zu Todesfällen gekommen. Abschließend nannte Budnik noch ein paar Beispiele, bei denen Hamburger Arbeitsmediziner selbst längerer Lagerung noch zu hohe Belastungen festgestellt haben: In Schuhen aus Südostasien, Möbeln, Holzspielzeug, Matratzen, aber auch in Nahrungsmitteln wie Kakaobutter. Der Möbelhändler Ikea sei einer der wenigen Auftraggeber, die einen stark kontaminierten Container auch mal wieder an den Ausgangsort zurückschicken.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/170233.gefahr-aus-dem-container.html