nd-aktuell.de / 08.05.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 14

Ex-Kaupthing-Manager festgenommen

Vorwurf der Wirtschaftskriminalität gegen Banker

Island war eines der von der Finanzkrise am schwersten getroffenen Länder. Gleich drei Großbanken brachen 2008 zusammen. Nun soll zwei Ex-Bankern der Prozess gemacht werden.

Reykjavik (AFP/ND). Der frühere Direktor sowie ein weiterer Manager der in der Finanzkrise zusammengebrochenen isländischen Kaupthing-Bank sind laut Medienberichten festgenommen worden. Ex-Kaupthing-Chef Hreidar Mar Sigurdsson sowie der frühere Chef der Luxemburger Kaupthing-Tochter, Magnus Gudmundsson, seien am Donnerstag festgenommen worden.

Sigurdsson und Gudmundsson würden auf einer Polizeiwache in Reykjavik festgehalten, hieß es. Zuvor hatte Staatsanwalt Olafur Hauksson mitgeteilt, im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Zusammenbruch des isländischen Bankensystems im Herbst 2008 sei ein Verdächtiger festgenommen worden. Dieser sei den ganzen Vormittag befragt worden. Einen Namen nannte der Staatsanwalt nicht. Er beantragte nach eigenen Angaben zwei Wochen Untersuchungshaft für den Verdächtigen. Bei den Ermittlungen gehe es um Wirtschaftskriminalität und Verstöße gegen die Handelssicherheitsgesetze.

Bislang war noch kein Manager der drei zusammengebrochenen Banken, Kaupthing, Landsbanki und Glitnir, festgenommen worden. Sigurdsson hatte die Kaupthing-Bank seit 2003 bis zu ihrer Verstaatlichung 2008 geleitet. Ihm wird vorgeworfen, Hauptaktionären und führenden Managern zu viel Geld geliehen zu haben. Sigurdsson und Gudmundsson arbeiten derzeit in Luxemburg als Berater. Dazu hatten sie mit früheren Kaupthing-Kollegen die Firma Consolium gegründet.

Der isländische Finanzsektor war im Sog der Finanzkrise zusammengebrochen. In der Folge verlor die isländische Krone massiv an Wert, wodurch viele der 320 000 Einwohner ihre Ersparnisse verloren. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit drastisch an, und die Regierung musste angesichts massiver Proteste zurücktreten.

Ein Untersuchungsbericht warf der damaligen Regierung und den Aufsichtsbehörden Versagen vor. Zudem machte er das rasche Anwachsen der isländischen Banken in den Jahren zuvor für das Platzen der Finanzblase verantwortlich. Auch die Führung der drei größten Banken, die in den sieben Jahren vor dem Crash um das Zwanzigfache gewachsen seien, habe ihre Macht missbraucht.