nd-aktuell.de / 04.10.2010 / Kultur / Seite 7

MOSEKUNDS MONTAG

ANGENOMMEN

Wolfgang Hübner
In einer turbulenten Mieterversammlung seines Hauses zur Frage der Heizkostenabrechnung saß Herr Mosekund ratlos in der Ecke, als der Versammlungsleiter plötzlich auf ihn zeigte und rief: »Herr Mosekund, was schlagen Sie vor?« Herr Mosekund zuckte zusammen und stammelte, während ihn alle erwartungsvoll anstarrten: »Ich, nun ja, ich würde sagen, ähm, vielleicht sollten wir zunächst ...« – »Genau«, entriss ihm der Anführer der einen Seite das Wort, »wir sollten erst einmal versuchen, die Sache einvernehmlich zu klären.« – »Obwohl«, sagte Herr Mosekund schon etwas kühner, »andererseits ...« – »... wäre es besser, gleich einen scharfen Rechtsanwalt mit einer Klage zu beauftragen, ganz meine Meinung«, schrie der Wortführer der Gegenseite. Bei der folgenden Abstimmung bekam jeder der beiden Anträge genau 51 Prozent der Stimmen. Vor dem Einschlafen notierte Herr Mosekund an diesem Abend in sein Tagebuch: »Auf meinem Grabstein könnte einmal stehen: Er hat keine Vorschläge gemacht. Wir haben sie angenommen.«