nd-aktuell.de / 08.10.2010 / Kommentare / Seite 4

Nur nichts wissen müssen

Richard Claus

Schon vier Tage, nachdem die USA per fliegendem Roboter in Pakistan mutmaßliche deutsche Islamisten umgebracht haben, wissen die Anti-Terror-Spezialisten des Bundesinnenministeriums – gar nichts. Oder nur das, was die Zeitungen so schreiben. Und warum sind die Spezialisten so ahnungslos? Weil die US-Verbündeten ihnen nichts sagen.

Stimmt, die CIA »zieht ihr Ding durch« und entscheidet von Fall zu Fall, ob sie Verbündete ins Vertrauen zieht, wenn es um Mord und ähnliche ungeniert verübte Verbrechen geht. Doch damit allein lässt sich die deutsche Ahnungslosigkeit nicht begründen. Es herrscht offenbar ein stilles Einverständnis mit der CIA. Unsere Regierung und nachgeordnete Beamte wollen gar nichts wissen. Sonst wären sie amtshalber zu weiteren Ermittlungen verpflichtet. Schon weil niemand einfach deutsche Bürger umbringen darf – nicht einmal, wenn sie böse Terroristen sind.

Nur mal angenommen, unsere Regierung würde sich aus gegebenem Anlass doch um US-Drohnenattacken kümmern. Dann wäre es nur fair, die Verbündeten auf den Unsinn ihrer Vorfeldverteidigung hinzuweisen. Jeder Polizeifahnder weiß, dass es wenig Sinn macht, nach Rambo-Art beispielsweise gegen Handelsplätze von Drogendealern vorzugehen. Die nämlich suchen sich dann einfach ein neues Revier, um ungestörter denn je ihrem Geschäft nachzugehen. So ähnlich ist das auch mit der Bande, die man Al Qaida nennt. Die Top-Terroristen haben längst halbwegs sichere Basen in Somalia, Jemen oder im Maghreb eingerichtet. Oder sie sind bereits unter uns. Das behauptet jedenfalls das BKA – und es könnte ja sein, dass man dort ausnahmsweise doch mal etwas weiß.