nd-aktuell.de / 01.12.2010 / Wirtschaft und Umwelt

Mehr Hilfen für Obdachlose nach Kälteeinbruch gefordert

Bielefeld (epd). Angesichts des Kälteeinbruchs fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe mehr Hilfen für Obdachlose. In vielen Städten seien die Unterkünfte in den vergangenen Nächten bereits überfüllt gewesen, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft, Thomas Specht, am Mittwoch in Bielefeld. Das Hilfeangebot reiche in den Kommunen oft nicht aus, wo die Betroffenen sich wärmen oder medizinisch untersuchen lassen können. Gleichzeitig steige die Zahl der von Wohnungsnot bedrohten Menschen.

Im vergangenen Winter sind nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft bundesweit mindestens 17 wohnungslose Männer erfroren, das ist die höchste Zahl seit über zehn Jahren. Die Mehrzahl der Todesfälle habe sich im vergangenen Winter in Klein- und Mittelstädten ereignet. Auch in ländlichen Kommunen seien aufgrund des kaum vorhandenen Hilfeangebots bei Minustemperaturen immer wieder Kälteopfer zu beklagen.

Zur Prävention forderte die Bundesarbeitsgemeinschaft großzügigere Öffnungszeiten der Unterkünfte sowie der U-Bahnstationen und Bahnhöfe. Statt »Massenunterkünfte« mit großen Mehrbettzimmern sollten Kommunen zudem mehrere verteilte Unterkünfte für Einzelpersonen oder kleine Gruppen von Wohnungslosen zur Verfügung stellen, hieß es. Auch Tagesaufenthalte, Streetwork und weitere aufsuchende Hilfeangebote sollten ausreichend vorhanden sein. Stadtverwaltungen sollten zudem telefonische Notrufe einrichten, damit Bürger gefährdete Menschen melden könnten.

In diesem Winter seien mehr Obdachlose auf den Straßen unterwegs, erklärte Wohnungslosenhilfe weiter. Seit 2008 sei ihre Zahl pro Jahr Schätzungen zufolge um jährlich bis zu sieben Prozent gestiegen. Derzeit werde die Zahl der Wohnungslosen bundesweit auf bis zu 255.000 geschätzt. Weitere 120.000 Menschen seien vom Verlust ihrer Wohnung durch Mietschulden und Räumungsklagen bedroht. Nach Angaben der Wohnungslosenhilfe lebten im Jahr 2008 rund 20.000 wohnungslose Menschen auf der Straße.