nd-aktuell.de / 18.12.2010 / Kommentare / Seite 8

Drohender Waffengang

Martin Ling

International herrscht über den Ausgang der Stichwahl in Côte d'Ivoire Einvernehmen: Die Vereinten Nationen, die USA, Frankreich und die Afrikanische Union haben den von der ivorischen Wahlkommission erklärten Sieg des Oppositionskandidaten Alassane Ouattara allesamt bestätigt. Doch Machthaber Laurent Gbagbo will trotz internationalen Drucks bisher nicht weichen.

Der Vermittlungsversuch der Afrikanischen Union hat geringe Aussichten. Schließlich haben sowohl Gbagbo als auch Ouattara Kompromisse in Form einer gemeinsamen Regierung der Einheit, wie sie Südafrikas Präsident Mbeki bei seiner gescheiterten Vermittlermission auf den Tisch gebracht hat, abgelehnt. Dass sich die Kontrahenten nun bei ähnlichen Offerten von Jean Ping, dem AU-Vorsitzenden, aufgeschlossener zeigen, ist nicht zu erwarten. Damit taumelt die Côte d'Ivoire einem Bürgerkrieg entgegen. Das Friedensabkommen von 2007 legte den Bürgerkrieg ohnehin nur oberflächlich bei und die unselige Ivoirité-Klausel nur pro forma ad acta. An der Kluft zwischen Nord und Süd, zwischen den Millionen Einwanderern und den Alteingesessenen im Süden, hat sich de facto nichts geändert. Wenn Gbagbo nicht wegen drohender Konteneinfrierung doch noch nachgibt, droht ein erneuter Waffengang – wie 2002.