nd-aktuell.de / 06.01.2011 / Kommentare / Seite 4

Die Preise sind es nicht

Regina Stötzel

Rentner werden ärmer. Schuld sei die Preisentwicklung, heißt es. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung stellt bedauernd fest, dass von den Renten in naher Zukunft »kein Impuls für den Konsum« ausgehen werde. Jedoch sind die erwarteten Inflationsraten von 1,6 und 1,7 Prozent in diesem und im nächsten Jahr alles andere als ungewöhnlich, im Schnitt lagen sie in den vergangenen Jahrzehnten eher darüber.

Treffender wäre daher die Aussage: Die Rentner werden ärmer, weil die Löhne kaum steigen. Lohnsteigerungen bleiben schon seit Jahren hinter der Wirtschaftsentwicklung zurück und werden von der Geldentwertung zunichte gemacht, so dass die Reallöhne sogar sinken.

Von den Löhnen sind die Renten in jeder Hinsicht abhängig. Erstens ist die Rentenentwicklung an die Lohnentwicklung gekoppelt. Das ist, zweitens, beim derzeitigen Umlagesystem auch kaum anders möglich: Was die Lohnabhängigen in die Rentenkasse einzahlen, wird an die Rentner von heute ausgezahlt. Und drittens sind die individuellen Renten von den individuellen Löhnen abhängig. Deshalb werden keineswegs alle Rentner ärmer, aber immer mehr: Bei einem florierenden Niedriglohnsektor erwirtschaften immer weniger Menschen eine Rente, die über dem Existenzminimum liegt. Die Besserverdienenden können dagegen »Versorgungslücken« durch private Vorsorge schließen oder sich gleich durch Sonderregelungen dem allgemeinen Rentensystem entziehen.