An Geld mangelt es nicht. Trotz Finanzkrise sind auch im zurückliegenden Jahr 2010 die Geldvermögen der Deutschen weiter angewachsen, auf insgesamt 4,88 Billionen Euro. Das entspricht einer Steigerung um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Statistisch, heißt es in einer Studie von Allianz Global Investors, besitzt jeder Bundesbürger nun rund 60 000 Euro. Kein Wunder also, dass sich in Deutschland so viele Banken, Versicherungen und Fonds tummeln wie in kaum einem anderen Land.
Dabei bleibt die Beratungsqualität schnell mal auf der Strecke. Und wer nur »ein wenig sparen« möchte, muss oft mit noch weniger Beratungsqualität zufrieden sein. Was Verbraucherschützer seit geraumer Zeit beklagen, belegten im vergangenen Jahr viele Markttests. Hier eine Auswahl:
Durch die in Deutschland weit verbreitete Schlechtberatung ist bis zu jede zweite Geldanlage »falsch«. Das befürchten jedenfalls Experten. Falsch bedeutet, das Finanzprodukt passt nicht zu den konkreten Bedürfnissen des Kunden.
Ein Hauptgrund ist die Abschlussprovision, die freie und fest angestellte Bankberater, Versicherungsangestellte und Fondsmitarbeiter kassieren, wenn sie ein Produkt verkaufen. Dabei geht es um erkleckliche Summen. Für den Abschluss beispielsweise einer Krankenversicherung sollen bis zu neun Monatsbeiträge an den Vermittler gezahlt werden. Andersherum betrachtet: Wenn Sie beispielsweise einen privaten Rentensparvertrag abschließen, zahlen sie unter Umständen mehrere tausend Euro an »Honorar« in Form der Provision – ohne das Sie es merken.
Da wird dann vom Anbieter schnell die Police, der Fondsanteil oder die Sparanlage empfohlen, die dem »Berater« die höchste Provision einbringt. Und bei Sparkassen werden schon Auszubildende angehalten, drei Kunden in die Beratung zu schicken – pro Tag.
Die Gewerkschaft Verdi beklagt denn auch den hohen Verkaufsdruck, unter dem die Mehrzahl der Beschäftigten leidet, die seriös arbeiten und Kunden fair beraten wollen.
«Das Geschäftsmodell Finanzberatung, wie wir es seit Jahren kennen, ist nun für jedermann sichtbar gescheitert«, sagt Niels Nauhauser, Finanzfachmann der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Neue gesetzliche Regelungen würden demnächst zumindest Symptome kurieren, und auch in der Finanzbranche beobachtet Nauhauser ein Umdenken. Viele Akteure wollen sich künftig stärker am Verbraucherinteresse orientieren. Nur so könne man Marktanteile halten.
Eine konkrete Alternative stellt heute schon die sogenannte Honorarberatung dar. Der Kunde zahlt – wie beim Arzt oder Rechtsanwalt – ein bestimmtes Honorar für die »Behandlung«. Der Verbund Deutscher Honorarberater (VDH) ist eine Servicegesellschaft und Produktplattform für etwa 400 angeschlossene Firmen. Gegründet wurde das Dienstleistungsunternehmen im Jahre 2000 und hat seinen Sitz in Amberg (www.honorarberater.eu[1]).
Der neue Berufsverband Deutscher Honorarberater (BDVH) vertritt nach eigenen Angaben 1500 Honorarberater in Deutschland, die insgesamt über drei Milliarden Euro an verwalteten Kundengeldern betreuen
(www.deutsche-honorarberater.de[2]).
Günstiger für Kleinsparer dürfte im Regelfall die Beratung durch eine Verbraucherzentrale sein. Die öffentlichen Verbraucherzentralen bieten bundesweit Beratungen über Geldanlage, Rente und Versicherung an – gegen Honorar.
HERMANNUS PFEIFFER
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/189309.aus-wenig-geld-das-beste-machen.html