Behördengänge machen selten Spaß. Zumeist muss man Geld abdrücken. Oder viel zu lange warten. Oder beides. Zu allem Überfluss verirrt man sich in den langen Korridoren.
Wenigstens vor letzterer Unbill will uns das Landgericht Berlin künftig bewahren. Auf der neuen Internetseite soll man den kürzesten Weg in den Sitzungssaal finden können. Wer unter dem Motto »Per Mausklick ist Gericht« einen unterhaltsamen virtuellen Rundgang erwartet, ist aber schief gewickelt. Der Internetauftritt ist wie die Behörde selbst: streng strukturiert und absolut schnörkellos.
Für viele Institutionen ist das Internet mittlerweile der Ort schlechthin, um ihnen wohl gesonnene Kunden zu werben. In der freien Wirtschaft nennt man dies Werbung, bei staatlichen Institutionen Bürgernähe.
»Jemand, der den Rechtsweg beschreiten möchte, soll sich nicht schon im Gerichtsflur verirren, sondern schnell den Saal finden, in dem ihm rechtliches Gehör gegeben wird.« So sagt es Dr. Bernd Pickel, der Präsident des Berliner Landgerichts. Die Seite soll dem braven Bürger als gern gesehenem Kunden des Gerichts nützen.
Auf einen virtuellen Rundgang durch die Justizvollzugsanstalt hingegen wird man noch warten müssen. Stattdessen kann man sich auf Übersichtsplänen zum Zwangsversteigerungssaal des Standorts Littenstraße durchklicken oder zur Zahlstelle Tegeler Weg. Auch ein gutes Dutzend Geschäftspläne liegt zur Einsicht bereit, und vielleicht interessiert sich jemand für eine Graphik der Verwaltungsorganisation? Kneift man die Augen zusammen, ist zu erkennen was in den kleinen Kästchen steht. »LuVR I: VRiLG Müller« zum Beispiel. Und da wir ja ohnehin am Rechner sitzen, suchen wir also schnell die Bedeutung von »VRiLG«. Diese Graphik ist vielleicht bürgernah. Transparent aber ist sie nicht.
Wer sich nun aber doch auf dem Weg in den Gerichtssaal machen muss und weder Computer noch Smartphone zur Hand hat, sollte den Pförtner nach dem Weg fragen. Wo sitzt der? Der digitale Übersichtsplan zeigt es nicht.
Landgericht Berlin: www.berlin.de/sen/justiz/gerichte/landgericht/[1]
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/189813.rechtswege.html