nd-aktuell.de / 27.06.2011 / Kultur / Seite 15

MOSEKUNDS MONTAG

VORSICHTSMASSNAHME

Wolfgang Hübner
Herr Mosekund, der auf ein Leben in Würde bedacht war, fand die Vorstellung tröstlich, eines Tages auch in Würde zu sterben. Deshalb war er bemüht, alles zu vermeiden, was ein vorzeitiges, unnötiges, irrtümliches Ableben hätte begünstigen können. Er wurde immer vorsichtiger, beinahe schon ängstlich, und als er nur noch mit Schutzhelm aus dem Haus ging und stets ein Sanitäterköfferchen bei sich trug, fragte ihn ein besorgter Nachbar, ob es ihm nicht gut gehe. »Doch, doch, prächtig«, antwortete Herr Mosekund, »aber was glauben Sie, wie oft ich mich schon versprochen und verlaufen habe. Wenn ich mich nun auch noch versterbe – ich würde mich zu Tode ärgern.«