nd-aktuell.de / 05.07.2011 / Kultur / Seite 15

Rasen

Die Rollrasenbranche liebt den Fußball. Seit der WM 2006 und im Gefolge des jetzigen Frauen-Fußball-Championats ist ein Aufschwung zu verzeichnen. Auch die Rasenwissenschaft ist ganz euphorisch. Dies vermeldet die Deutsche Rasengesellschaft, bei der einen am meisten beeindruckt, dass es so etwas überhaupt gibt. Wahrscheinlich heißt ihr Präsident Günter Gras, er schrieb den Roman »Ein weites Spielfeld«.

Besagtes Interesse am Rasen hat Logik. Politik stürzt ständig über einen Skandal, fällt aber weich ins Gras des Vergessens. Herrschende halten die Demokratie für ihre Spielwiese: Am Ende aller Geschäfte hat jeder sein Heu rein. Wer einen Kollektivzwang stört, wird gemäht (nicht zufällig hatten die Kommunisten gern eine Sichel im Wappen). Der Rasen ist das Vorbild für den Verhaltenskodex jeder Bevölkerung: Von oben kommt dauernd ein Tritt, man fällt bereitwillig um, steht dann aber einfach wieder auf. Nach dieser Methode formen sich auch Mitglieder zu einer Partei. In der Branche heißt das einfach: Fertigrasen. Sabine Stefan