nd-aktuell.de / 29.07.2011 / Kommentare / Seite 1

Armut ist kein Schicksal

Standpunkt vpn Martin Ling

Martin Ling

Die Weltbevölkerung wächst und damit wachsen die Probleme. An dieser Grundaussage hält die Stiftung Weltbevölkerung seit Jahr und Tag fest. Dabei ist manches richtig und doch ist die dort vertretene Sicht extrem verkürzt. Das starke Bevölkerungswachstum trägt der Stiftung zufolge entscheidend zur Armut bei und erschwert eine nachhaltige Entwicklung. Je stärker die Bevölkerung zunehme, desto mehr Menschen konkurrierten um die ohnehin schon knappen Ressourcen wie Ackerland, Wasser und Nahrung. Letzterer Zusammenhang ist so banal wie richtig und in gewissen, armen Regionen auch ein faktisches Problem.

Doch Armut insgesamt ist kein Problem von knappen Ressourcen, das durch das Bevölkerungswachstum verschärft wird. Rein rechnerisch könnten mit den derzeit zur Verfügung stehenden Technologien und Produktionsverfahren und auf der Basis der heutigen Nahrungsquellen 12 Milliarden Menschen ernährt werden – bei entsprechender Verteilung. Armut produziert Bevölkerungswachstum und nicht umgekehrt! Das zeigt ein simpler Blick in die reichen Gesellschaften. Solange dem Süden soziale Entwicklung durch eine unfaire Weltwirtschaftsordnung verwehrt bleibt, wird die Bevölkerung dort wachsen. Was dort vor allem fehlt, ist Kapital für den Bau von Brunnen und Leitungen, für den Aufbau von Vertriebsstrukturen für Kleinbauern. 80 Prozent der Armen leben auf dem Land!