nd-aktuell.de / 24.08.2011 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Der Mächtige

Deven Sharma ist seinen Chefposten bei der Ratingagentur Standard & Poor's los

Haidy Damm

Knapp drei Wochen ist es her, da stand Deven Sharma international im Rampenlicht. Als Chef von Standard & Poor's hatte der 55-Jährige die Verantwortung dafür, dass die Staatsanleihen der USA erstmals von einer Ratingagentur im eigenen Land herabgestuft wurden. Seine Kollegen in China hatten diesen Schritt zwar lange vorher gewagt, deren Urteil hat jedoch an den Finanzmärkten kaum Gewicht.

Jetzt ist der US-Amerikaner seinen Job los. Der Mutterkonzern McGraw-Hill, bei dem der gebürtige Inder seit 2002 beschäftigt ist, beeilte sich gestern zu verbreiten: Sein Rücktritt habe weder mit der Kritik nach der Herabstufung zu tun, noch mit den Ermittlungen der Justiz wegen der Hypothekenkrise. Bereits seit einem Jahr sei man auf der Suche nach einem Nachfolger gewesen. Warum Sharma gehen will, bleibt spekulativ. Wirtschaftsmedien berichten, Auslöser sei ein Aktionärsstreit über die Neuausrichtung von McGraw-Hill, einem US-Medienriesen, der unter anderem die Wirtschaftszeitung »BusinessWeek« publiziert. Zwei der größten Konzernaktionäre drängen demnach darauf, die Ratingagentur vom Konzern abzuspalten. Damit wird sich jetzt sein Nachfolger, der bisherige Geschäftsführer der Citibank, Douglas Peterson, beschäftigen müssen.

Sharma stand seit 2007 an der Spitze von S&P, ein Jahr vorher war er vom Mutterkonzern dorthin gewechselt. Seine Vorgängerin Kathleen Corbet musste ihren Sessel im Zuge der Immobilienkrise in den USA räumen, offiziell wollte sie sich »ihrer Familie widmen«.

Vier turbulente Jahre liegen hinter dem Unternehmensberater, der in Indien und den USA studiert hat. Nach der Immobilienkrise, von den Ratingagenturen zu lange ignoriert, über die Lehman-Pleite, fast bis zum Zusammenbruch mit guten Noten bedacht, bis hin zur Herabstufung der USA-Staatsfinanzen. Sharma selbst gestand später ein, die Agentur habe »Fehler gemacht«. Aber »wir versuchen besser zu werden«, sagte er im vergangenen Jahr der »New York Times«. In dem Interview warnte er selbst davor, den Ratingagenturen zu viel Macht zuzugestehen: »Wir bewerten nur das Kreditrisiko.« Bescheidene Worte für jemanden, dessen Macht in einigen Medien als höher eingestuft wird als die seines Präsidenten Barack Obama.