nd-aktuell.de / 08.10.2011 / Politik / Seite 8

Gefährdet

René González / Der Kubaner wurde in den USA mit Fußfessel in die »Freiheit« entlassen

Andreas Knobloch
Freiheit ist gemeinhin etwas anderes: René González wurde am Freitag als erster der sogenannten »Miami 5« nach 13 Jahren aus der Haft in den USA entlassen. Sie fürchte um sein Leben, erklärte seine Frau Olga Salanueva in Kuba, die González im Visier castrofeindlicher Exil-Kubaner sieht. Denn nach Kuba zurückkehren darf González noch nicht. Da er sowohl die kubanische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, konnte er zu »überwachter Freiheit« im Anschluss an seine Zeit im Gefängnis verurteilt werden. Noch drei Jahre muss González also »unter Aufsicht« in den USA bleiben, bevor ihm die Ausreise erlaubt wird. »Das sind drei Jahre zusätzlicher Strafe, weit weg von seiner Familie«, so sein Anwalt Philip R. Horowitz.
Während ihn seine beiden Töchter im Gefängnis besuchen konnten, wurde seiner Frau Olga von den US-Behörden seit ihrer Abschiebung im Jahr 2000 wiederholt das Einreisevisum verweigert. Mehr als elf Jahre hat sie ihren Mann nicht gesehen. »Seit langer Zeit träume ich davon, ihn zurückkehren zu sehen«, sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Geboren wurde Gonzalez 1956 in Chicago. Als er fünf Jahre alt war, kehrte er mit seinen Eltern, die die Bewegung 26. Juli unterstützt hatten, nach Kuba zurück. Dort absolvierte er eine Militärlaufbahn – unter anderem war er im Krieg in Angola – und arbeitete als Fluglehrer. Zum Schein setzte er sich 1990 mit einem Sprühflugzeug nach Miami ab. Dort schloss er sich Anti-Castro-Gruppen an, über die er Informationen nach Havanna lieferte.
Die vier anderen der »Miami 5« – Gerardo Hernández, Antonio Guerrero, Fernando González (nicht mit René verwandt) und Ramón Labañino – befinden sich weiterhin in Haft. Nach Gonzalez' Freilassung wird erneut die Revision ihrer Fälle gefordert. 1998 wurden die Fünf als Mitglieder eines Spionagenetzwerkes verhaftet und 2001 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die UN-Menschenrechtskommission und Amnesty International äußerten ernste Zweifel an Fairness und Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens. Kuba und unzählige Solidaritätsgruppen weltweit fordern die Freilassung.