nd-aktuell.de / 24.11.2011 / Unten links / Seite 1

Unten links

Die katholische Universität Indiana (USA) fand heraus, dass das Betreten eines Raums durch eine Tür »als Ereignisgrenze zwischen einem Davor und einem Danach wirkt« und somit Vergesslichkeit fördert. Stimmt: Kaum hatten sich Ostdeutsche durchs offene Mauerloch gehechelt, vergaßen sie, was die DDR wirklich war - seitdem stolpert jeder durch seine speziellen Erinnerungslücken. Kaum durchschreiten Abgeordnete eine Parlamentstür, entfällt ihnen, wer sie warum gewählt hat. Kürzlich sagte Angela Merkel in Brüssel, Politik müsse sich bei allem Sachzwang »eine Tür offen lassen«. Aha: Man weiß zwar nicht, was man tun soll, tritt aber durch besagte offene Tür und wähnt sich sofort, selbstvergessen, in einem eingebildeten Handlungsspiel-Raum. Fast möchte man den Wert geschlossener Gesellschaften beschwören. Aber was passiert dort? Volkstribunen opponieren sich an die Macht, sind jedoch nicht besser als ihre Vorgänger - man nennt sie nicht zufällig: Türannen. hades