nd-aktuell.de / 25.11.2011 / Politik / Seite 6

NPD-Zentrale vor Abriss

Gebäude in Bochum wurde zwangsversteigert

Bochum (nd-Meier). Der nordrhein-westfälische Landesverband der NPD muss sich eine neue Bleibe suchen: Gestern wurde die bisherige Parteizentrale in Bochum-Wattenscheid zwangsversteigert. Die Essener Immobilienfirma, die das Gebäude erwarb, kündigte an, es abzureißen. Im Rahmen seines Sonderkündigungsrechtes will der neue Eigentümer die NPD zuvor auf die Straße setzen. Der Eigentümerwechsel wird zum 2. Februar des kommenden Jahres vollzogen, wie eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts Bochum dem »nd« bestätigte. Das nun verloren gegangene Haus hatte vor elf Jahren die parteinahe Firma KEL gekauft. Deren Eigentümer Erwin Kemna, Landes- und Bundesvorstand der NPD, vermietete einen Teil der Räume an seine Kameraden weiter. Zuletzt jedoch konnten die Kaufkredite über einen längeren Zeitraum nicht bedient werden, weswegen der Hauptgläubiger Bayerische Hypo- und Vereinsbank ein Zwangsversteigerungsverfahren anstrengte.

Kemna war 2008 wegen Veruntreuung von 750 000 Euro zu einer Haftstrafe von 32 Monaten verurteilt worden. Die Zeitschrift »blick nach rechts« bezeichnet den Hausverlust denn auch als »Spätfolge des Finanzskandals« der NPD. Ein erster Versuch, das Haus zwangsweise zu versteigern, war im Juli mangels ernsthafter Bieter gescheitert. Antifaschistische Initiativen hatten die Stadt Bochum vergeblich aufgefordert, das Gebäude zu erwerben. Mit 79 000 Euro wurde es nun zu einem Preis verkauft, der weniger als die Hälfte des auf 160 000 Euro taxierten Verkehrswertes ausmacht.

Die NPD ist in NRW eng mit den stiefelfaschistischen Freien Kameradschaften verbandelt. Als Landesvorsitzender firmiert der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Claus Cremer, der sich selbst als Revolutionär sieht. Sein Amtsvorgänger Thorsten Crämer wurde 2001 wegen des brutalen Überfalls auf teils hochbetagte Besucher einer Wuppertaler KZ-Gedenkstätte zu 27 Monaten Haft verurteilt. Crämer soll wie Ex-Hausbesitzer Erwin Kemna als V-Mann des Verfassungsschutzes tätig gewesen sein.