Zu seinen schönsten Veröffentlichungen gehören drei autobiografische Bücher, in denen vor allem das Ineinander von Text und Bild fasziniert. In dem Band »Es war einmal mein Vater« rekonstruiert er das Leben seines jung gestorbenen Vaters Théo Ungerer, der ein berühmter Uhrmachermeister und ein ausgezeichneter Zeichner und Maler war.
Tomi Ungerer ist ein drastischer Zyniker, aber er ist kein Sadist. Hinter seinen Zeichnungen steckt Verzweiflung und Trauer über die Selbstzerstörung des Menschen. Doch es finden sich auch Gegenbilder: »Das große Liederbuch« etwa, an dem er fünf Jahre gearbeitet hat, vielleicht sein Hauptwerk. Es ist eine Sammlung deutscher Volks- und Kinderlieder mit vielen Zeichnungen, eine Art rückwärtsgewandter Utopie einer noch heilen Welt, deren Motive Ungerer in seiner elsässischen Heimat fand. Er vergisst aber auch nicht das Lied »Ich hatt' einen Kameraden« und illustriert es mit Kreuzen eines Soldatenfriedhofs.
Gesellschaftspolitisch engagiert ist Ungerer im Kampf gegen Aids, für das Rote Kreuz und den Tierschutz. Als überzeugter Pazifist hat er immer wieder Stellung bezogen gegen den Krieg. Eines seiner bekanntesten Plakate zeigt einen toten amerikanischen Soldaten, darunter die Frage: »What Now?«
epd
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/212069.poetisch-und-drastisch.html