nd-aktuell.de / 24.12.2011 / Kultur / Seite 25

Allegro

Tomas Tranströmer

Nach einem schwarzen Tag spiele ich Haydn
und spüre schlichte Wärme in den Händen.

Die Tasten lechzen. Sanfte Hämmer schlagen,
der Klang ist grün, lebhaft und gedämpft.

Der Klang sagt, es gibt die Freiheit
und jemand zahlt nicht, was des Kaisers ist.

Ich schiebe die Hände in meine Haydntaschen
und mime einen, der die Welt gelassen sieht.

Ich hisse die Haydnflagge, und das heißt:
»Wir ergeben uns nicht, doch wollen Frieden.«

Die Musik ist ein Glashaus am Hang
wo Steine fliegen. Steine rollen.

Die Steine überrollen alles
doch alle Scheiben bleiben heil.

Tomas Tranströmer erhielt 2011 den Nobelpreis für Literatur.