nd-aktuell.de / 16.01.2012 / Politik / Seite 5

Musik und Reden gegen die Macht der Banken

Europäische Linkspolitiker luden nach Berlin

Katja Herzberg
Spitzenpolitiker linker Parteien in Europa sagten den Banken bei einem »Kulturtreff« in Berlin den Kampf an.

Waren es Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die den gestrigen Vormittag mit ihrer ungebrochenen Anziehungskraft dominierten, wartete das Publikum in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin vor allem auf Oskar Lafontaines Auftritt beim »Kulturtreff« der LINKEN und der Europäischen Linkspartei (EL).

Mit dem Motto »GegenBANKENmacht« traten die Organisatoren direkt in Konkurrenz mit dem von der Occupy-Bewegung und von Attac ausgerufenen Aktionstag. Und mussten sich keine Blöße geben. Unter die älteren Genossen mischten sich Schüler, Studenten und junge Familien. Neben vielen Berlinern zog die Veranstaltung Zugereiste aus Deutschland und Europa an, die teilweise erst beim Gedenken an den Gräbern Liebknechts und Luxemburgs von »GegenBANKENmacht« erfuhren. Sie freuten sich besonders auf den ehemaligen Parteichef Lafontaine. »Er muss wieder kommen«, meinte etwa Ake Vilen aus Stockholm. »Die Linke muss begreifen, welchen Symbolwert er hat.« Der Schwede war gespannt, ob die Redner auf die Ursache der derzeitigen Finanzkrise eingehen würden. Die sieht Vilen in der Einführung des Euro begründet. »In der Bankenkritik sind wir uns aber einig.«

In ihren kurzen Redebeiträgen stellten die Parteivorsitzenden der LINKEN, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, aber eher Forderungen auf. So betonte Lötzsch: »Wir stehen für ein Europa der Menschen, nicht der Banken.« Diether Dehm, im Vorstand der EL, sagte: »Ich war immer dafür, dass man die Banken und Konzerne enteignet.« Der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Frankreichs sowie der EL, Pierre Laurent, kritisierte das Duo »Merkozy« und bekräftigte, eine Alternative zu der Austeritätspolitik zu entwickeln. Seine Rede wurde mit tosendem Applaus und »Hoch die internationale Solidarität«-Rufen quittiert.

Nach Berichten über die Sparpolitik in Spanien und Griechenland und musikalischen Beiträgen sprach endlich Lafontaine. Der LINKE-Fraktionsvorsitzende im Saarland erklärte die Rettung der Demokratie zur Aufgabe der Linken in Europa, forderte die Vermögensabgabe und Millionärssteuer und konstatierte einen »Krieg« der Finanzindustrie gegen die Völker in Europa. Nun war das Publikum nicht mehr zu halten.