nd-aktuell.de / 24.01.2012 / Kultur / Seite 15

Späte Erfolge

Christoph Engel tot

Ralf Schenk

Rainer Simon besetzte 1987 die Hauptrolle seines DEFA-Films »Wengler & Söhne - eine Legende« mit Christoph Engel. Das war eine Überraschung, Engel galt als Darsteller von Nebenrollen, doch plötzlich entfaltete sich durch sein Spiel das Leben einer prallen, durch Kaiserreich und Weimarer Republik geprägten Filmfigur: eine Jahrhundertgestalt, die ein guter Familienvater und in ihrer Firma ein zuverlässiger Angestellter sein will, Glück und Leid erfährt und sich im Alter endlich für die Fragen von Politik und Gesellschaft öffnet.

Engel bekam dafür den Kritikerpreis der DDR - und hätte ihn drei Jahre später gleich wieder erhalten können, als er in Peter Kahanes »Die Architekten« einen Ökonomen spielte, der dem neuen Denken der jungen Architektengeneration erst zögerlich, dann zunehmend interessierter begegnet. In wenigen, aber starken Szenen umriss Engel einen stillen, angepassten Mann, der den schützenden Mantel aus Vorsicht und Zurückhaltung im entscheidenden Moment abstreift und sein Arbeitsethos in den kühnen Plan der Jungen einbringen will: Scheitern inbegriffen.

Mit diesen beiden Filmrollen war Engel ganz am Ende der DEFA noch einmal vollkommen präsent - eine späte Genugtuung für den Darsteller, den viele Kinoregisseure drei Jahrzehnte lang weitgehend unterfordert hatten. Geboren 1925 in Worms, hatte Engel Geschichte, Germanistik und Theaterwissenschaft studiert, schlug nach dem Zweiten Weltkrieg die Schauspielerlaufbahn ein. Über mehrere Stationen kam er 1963 zum Maxim Gorki Theater Berlin, dem er bis ins Alter verbunden blieb.

Christoph Engel verstarb, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits Anfang Dezember 2011 in Kleinmachnow.