nd-aktuell.de / 20.06.2012 / Politik / Seite 4

Giftige Erbin

Marion Maréchal-Le Pen sitzt für die Front National im französischen Parlament

Ralf Klingsieck

Jean-Marie Le Pen platzte fast vor Stolz. »Sie ist noch besser, als ich dachte«, versicherte der Ehrenpräsident der rechtsextremen Front National (FN) den Reportern bei der Siegesfeier seiner Enkelin Marion Maréchal-Le Pen im südfranzösischen Carpentras. Extra aus Paris war der 84-Jährige am Sonntagabend dorthin gereist.

Es war seine Idee gewesen, die 22-jährige Pariserin hier für die Parlamentswahl aufzustellen. Der Wahlkreis mit hoher Arbeitslosigkeit und einer tiefverwurzelten Ausländerfeindlichkeit war wie geschaffen für die FN, die die Einwanderung beschränken und Franzosen bei der Arbeitsplatzwahl bevorzugen will. Sie sei »von guter Rasse«, tönte Großvater Le Pen denn auch im Wahlkampf. Hinzu kam etwas Glück, weil sich die Kandidaten der Sozialisten und der UMP gegenseitig schwächten. So bekam Marion Maréchal-Le Pen die meisten Stimmen und kann zur ersten Sitzung am 26. Juni als erste Politikern der Front National seit 14 Jahren und als jüngste Abgeordnete überhaupt in die Nationalversammlung einziehen.

Ihr Großvater, der die FN vor 40 Jahren gegründet hatte, war 1956 mit seinen damals 27 Jahren auch der jüngste Abgeordnete gewesen. Die zierliche junge Frau mit den langen blonden Haaren unterscheidet sich in Auftreten und Ton allerdings erheblich von dem grobschlächtigen Ex-Fallschirmjäger, der es wegen seiner rassistischen und antisemitischen Ausfälle wiederholt mit der Justiz zu tun bekam. Doch in ihren Grundideen sind sie eng verwandt.

Marion wurde 1989 als Kind von Le Pens Tochter Yann und dem FN-Nachwuchspolitiker Samuel Maréchal geboren. Marion interessierte sich von klein auf für Politik und ließ sich dabei auch von Tante Marine leiten, die derzeitige Parteivorsitzende der FN. Entsprechend verpackt sie ihren Rassismus gegenüber Journalisten gern als »Kampf für den Erhalt und die Steigerung der Kaufkraft für die einkommensschwächsten Franzosen«. Ihr Studium des Öffentlichen Rechts möchte sie als Abgeordnete fortsetzen, denn sie will »nicht zu den Politikern gehören, die von den Realitäten des Lebens der einfachen Franzosen abgehoben sind«.