nd-aktuell.de / 11.07.2012 / Unten links / Seite 1

Unten links

Da kann man ja von Glück reden, dass Deutschland nicht Fußball-Europameister wurde. Das Land wäre seit dem 30. Juni regierungslos. Kabinett und Opposition fröhlich-lallend vereint unterm Kneipentisch, ein glückseliger Sigmar am Busen einer freudetrunkenen Angela. Keiner, der denkt und lenkt. Oh Gott, Anarchie wäre ausgebrochen. Oder schlimmer noch: Die gemeingefährlichen Kommunisten hätten die totale Verblödung genutzt und the day after mit einer dreisten Juli-Insurrektion die Macht im führerlosen Staat an sich gerissen. Banker und Bankrotteure ab nach Bautzen. Horrorbilder, die sich aufdrängen angesichts des verwaisten Bundestages am schicksalhaften Donnerstagabend, den 28. Juni. Als Italien Deutschland demütigte und masochistische Politiker sich das live anschauten. Derweil im Hohen Haus eine Handvoll Damen und Herren, Statisten, die das Arbeitsamt schickte, das Melde-Gesetz verabschiedete, das Stasi-Seilschaften über Nacht heimlich umgeschrieben hatten. ves