nd-aktuell.de / 29.08.2012 / Kultur / Seite 17

Glänzend im Zwielicht

Gottfried John 70

Was ist das Gesicht? Maske? Seines scheint Spiegel zu sein. Kampf. Viel Kampf. Schläge. Verwitterung. Grundgesetz der Existenz: Mit allem, was man so hat, immer nur dorthin langen, wo es weh tut. Sagt das Leben und haut zu. Sagt auch der Geprügelte und haut zurück.

Der Schauspieler Gottfried John (Foto: dpa) ist ein Heimkind. »Jaider - der einsame Jäger«, so hieß die Titelrolle in seinem ersten Fernsehfilm, und ein einsamer Jäger scheint er geblieben zu sein. Einsame Jäger sind die Heroen der Gruppenbildung. Einsame Jäger wollen mit allem Sehnen und kit allen Sehnen das Rudel - und sprengen es.

Er war Schauspieler bei Rainer Werner Fassbinder, er hat das Zwielichtige, das Gegerbte, er hat das in Beidem verkapselte Verletzliche zu bestechender filmischer Wirkung gebracht. In der 14-teiligen Döblin-Verfilmung »Berlin Alexanderplatz« gab er den Biberkopf-Freund Reinhold, den Harten, den Durchsetzungsfiebrigen, den Messerscharfen. Und im James-Bond-Film »Golden Eye« gab John den russischen General Ouromow - ein Bösewichts-Glanzpunkt. In Schlöndorffs »Der Unhold« spielte er neben Malkovich, in »Proof of Life« neben Meg Ryan und Russell Crowe.

Johnse Laufbahn belegt das Schicksal des deutschen Kino-Charakters: Die deutsche Spieler-Aura ist international offenkundig am erfolgreichsten, wenn sie sich als eine des geradezu tänzerisch Verworfenen, des schillernd Verruchten beweist. Gottfried John: einer, der zwischen den Fronten das farbigste Leben entdeckt - heute wird er 70 Jahre alt. hds