nd-aktuell.de / 19.09.2012 / Politik / Seite 20

Weltkriegsbombe verwüstet Viersen

Erneut verläuft eine kontrollierte Sprengung weitaus heftiger als erwartet

Eine Bombenexplosion unmittelbar neben der Fußgängerzone von Viersen hat großen Schaden angerichtet. Am Morgen nach der Sprengung stand fest: Einige Gebäudeteile müssen abgerissen werden.

Eine Bombensprengung im Zentrum von Viersen nahe der Grenze zu den Niederlanden hat so großen Schaden angerichtet, dass Teile einer Ladenpassage abgerissen werden müssen. Eine 500-Meter-Zone mit fast 10 000 Menschen rund um die fünf Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war am Montagabend evakuiert worden.

Am stärksten beschädigte die Explosion ein Geschäft für Kindermoden, dessen Waren sich nun im metertiefen Krater wiederfanden. Obwohl die Bombe vor der Sprengung mit 30 Kubikmetern Erdreich bedeckt worden war, ging wie nach einem Bombenfund Ende August in München viel zu Bruch. Die Druckwelle zertrümmerte viele Schaufensterscheiben.

Fast alle Bewohner konnten noch in der Nacht in ihre Wohnungen zurück. Entgegen ersten Einschätzungen blieben alle Wohnungen bewohnbar.

Wie in München hatte die Bombe einen tückischen Säurezünder und konnte weder entschärft noch abtransportiert werden. In der Nacht zum Dienstag war die Bombe gesprengt worden. Die Druckwelle von 125 Kilogramm Sprengstoff ließ Fensterscheiben bersten, und räumte Dachziegel ab. »Schäden waren nicht zu vermeiden«, sagte Sprengleiter Dieter Daenecke. Bauarbeiter hätten die Bombe stark bewegt. Sie sei in eine Grube gerutscht, als die Arbeiter darauf stießen. »Wir mussten davon ausgehen, dass der Langzeitzünder in Gang gesetzt wurde.« Deshalb sei die Evakuierung dringend notwendig gewesen. dpa


Chronologie: Gefährliche Blindgänger

August 2012: Eine Fliegerbombe wird in München kontrolliert gesprengt. Die Druckwelle beschädigt Fassaden, Fenster bersten.

Juni 2010: Bei einer Entschärfung explodiert ein Blindgänger in Göttingen. Drei Sprengmeister sterben. Zwei Menschen werden schwer verletzt.

September 2009: Im Ulmer Hauptbahnhof explodiert ein Blindgänger. Bauarbeiter waren mit einem Bohrer darauf gestoßen. Zwei erleiden einen Schock.

Oktober 2006: Die Explosion einer fünf Zentner schweren Fliegerbombe reißt einen Arbeiter an einer Autobahnbaustelle in Aschaffenburg in den Tod.

September 1994: Drei Bauarbeiter sterben in Berlin, als ein Blindgänger in einer Grube explodiert.

August 1990: Beim Entschärfen einer Fliegerbombe sterben in Wetzlar zwei Sprengstoffexperten. Drei Kollegen vom Kampfmittel-Räumdienst werden schwer verletzt.