nd-aktuell.de / 19.01.1991 / Politik / Seite 4

32 Ferienheime mit Ungewissem Schicksal geschlossen

Wernigerode (ADN/ND). In 32 Harzer Erholungsheimen und Hotels des ehemaligen FDGB-Feriendienstes ist in dieser Woche für unbestimmte Zeit das Licht ausgegangen. Die Entscheidung der Treuhandanstalt, den Bewirtschaftungsauftrag für die Häuser der erst im Juli 1990 gegründeten FEDI-GmbH zurückzuziehen, hat zu zahlreichen Protesten geführt. Allein im Kreis Wernigerode sind rund 800 Mitarbeiter des Feriendienstes davon betroffen.

Wie Roland Franke, Vorsitzender des Sprecherrates der 12 500 Mitarbeiter zählenden FEDI-GmbH in den fünf neuen Bundesländern, mitteilte, sei die Schließung der Erholungseinrichtungen mit Konkursantrag verbunden und mit der Zahlungsunfähigkeit der GmbH begründet worden. Dennoch sei das Unternehmen, da es ja über Sachwerte und Liegenschaften verfüge, nicht mittellos. Nach Ansicht Frankes brauchte es nicht zur Schließung der Einrichtungen zu kommen, da auch entsprechende

Konzeptionen zum Erhalt der Häuser vorbereitet waren. Danach sollte eine schnellstmögliche Reprivatisierung in geordneter Form erfolgen, bei der die Übernahme von Arbeitskräften im Vordergrund stehe. Ein Sozialplan für die bisherigen Mitarbeiter sei ebenfalls vorhanden. Um ihn zu verwirklichen, müsse die Treuhandgesellschaft aber das Vermögen der GmbH freigeben. Auch Günther Herlitze, Leiter des ehemaligen Feriendienstes im Landkreis, meint, daß zumindest die Hälfte der Objekte mit Ge-

winn hätte weitergeführt werden können. Statt dessen habe die Treuhand mit einer Essener Immobilien-GmbH vertraglich geregelt, daß die zum Sondervermögen des FDGB zählenden Heime beheizt, gesichert und geschlossen werden. Vorerst sind die Aussichten der einst stets vollbelegten Häuser und vor allem des Personals sehr unterschiedlich. Im Hotel „Stadt Wernigerode“ beispielsweise erhielten die Mitarbeiterinnen des Feriendienstes mit der Schließung das Verbot, das Gebäude zu betreten.