nd-aktuell.de / 08.04.2003 / Brandenburg
Brecht-Haus in Weißensee ohne Zukunft
Stiftung Denkmalschutz wollte einspringen - doch der Senat spielte nicht mit
Peter Kirschey
Berliner Allee 185, als Brecht-Haus bekannt, könnte auch weiterhin eine erste Adresse für die Berliner bildende Kunst sein. Doch am 30. Juni gehen hier symbolisch die Lichter aus. Das Bezirksamt hat den Mietvertrag für die schüttere Villa am Weißen See gekündigt. Was dann mit dem Haus geschieht, weiß nur die Alteigentümerin. Heute wird um 20 Uhr noch eine letzte Ausstellung eröffnet: Bilder und Zeichnungen von Christa Böhme. Dann ist Feierabend. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin, die auch schon das Brandenburger Tor erneuern ließ, hatte sich bereit erklärt, die 1999 rückübertragene Immobilie zu erwerben, zu sanieren und dann dem Bezirksamt zu vermieten. Doch das Abgeordnetenhaus in Gestalt des Hauptausschusses torpedierte die Aktion.
Die Villa an der Berliner Allee ist wunderbar gelegen, unter dem Haus liegt ein Garten, im Blickfeld der Weiße See. Eigentlich eine Perle. Allein die äußeren Gemäuer zeigen den erbarmungswürdigen Zustand. Hier hilft nur noch eine Grundsanierung. Dazu die Stiftung Denkmalschutz bereit. Auch dazu, das dann grundsanierte Haus wieder dem Bezirk für den gleichen Mietpreis wie jetzt von jährlich 34 000 Euro zur Verfügung zu stellen.
Einzige Voraussetzung als Sicherheit: ein Mietvertrag über mindestens zehn Jahre. Nur dann wäre es für die Stiftung eine berechenbare Größe gewesen. Doch der Finanzsenat, der ursprünglich seine Unterschrift gesetzt hatte, zog seine Zusage wieder zurück, denn im Hauptausschuss waren die SPD-Abgeordneten nicht mehr bereit, dieses Modell zu unterstützen. Bei langfristigen Verträgen ist eine Zustimmung des Hauptausschusses erforderlich. Somit ist das Ende dieser Kulturstätte abzusehen. Die Stiftung Denkmalschutz hält ihr Angebot jedoch noch aufrecht, sollte sich in letzter Minute eine Wende abzeichnen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/33725.brecht-haus-in-weissensee-ohne-zukunft.html