nd-aktuell.de / 12.08.1993 / Politik / Seite 11

Ende der Querelen um den Mekong in Sicht

SATYANARAYAN SIVARAMAN, Bangkok'

Seit über 35 Jahren verhandeln Kambodscha, Laos, Thailand und. Vietnam über die Nutzung des Mekong, von dem über 52 Millionen Menschen leben. In jüngster Zeit aber mehren sich die Anzeichen für eine Lösung. Im September nämlich wollen sich Delegierte von vier Anrainer-Staaten in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh treffen, um völlig neue Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung des Flusses auszuarbeiten.

Dem Planungsausschuß nahestehenden Quellen zufolge wird dann sowohl das 1957 gegründete Mekong-Komitee als auch die 1978 formierte Interimsgruppe durch eine neue, Kambodscha wieder integrierende Körperschaft ersetzt. Nach der Machtergreifung der Roten Khmer war Kambodscha aus dem Komitee ausgestiegen.

Diskutiert werden sollen in Phnom Penh so empfindliche Themen wie die Neuaufnahme zweier weiterer Mekong-Staaten - China und Myanmar - und ein eventuelles vietnamesisches und kambodschanisches Vetorecht gegenüber Maßnahmen der am oberefl Flußlauf gelegenen Länder Thailand und Laos. Darüber

hinaus wird nach Angaben des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), das die Diskussionsrunde unterstützt, die ökologisch sinnvolle Nutzung des Mekong ein Hauptaspekt sein.

Den Vorgesprächen nach zu urteilen, sind die vier Staaten über die meisten der im September auf der Tagesordnung stehenden Punkte einer Meinung, eine angesichts der sonst hart umkämpften Positionen äußerst überraschende Entwicklung. So war es im letzten Februar zu einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Thailand und Vietnam gekommen. Hanoi war ganz und gar nicht mit den thailändischen Plänen einverstanden, einen Nebenlauf des Mekong zur Linderung der im Nordosten des Landes um sich greifenden Dürre anzuzapfen. Auch 1991 hat es haarige Diskussionen gegeben. Damals befürchtete Thailand, daß das alte Mekong-Komitee wiederbelebt würde; das Hanoi mit einem Vetorecht gegen ihm mißliebige Bangkoker Pläne ausgestattet hatte.

Erst nach dem deutlichen Hinweis des UNDP auf eine Verknappung der Hilfsgeldzahlungen bei weiteren Querelen kehrte Ruhe ein.