nd-aktuell.de / 12.08.1993 / Kultur / Seite 13

Grenzenlose Verwirrung

James Belushi, seines Zeichen Bruder des an übermäßigem Drogenkonsum dahingeschiedenen Top-Komikers John Belushi, mimt hier den Polizisten Jack Dobson, der einige Mordfälle aufklären soll, aber bereits in der ersten Szene des Films selbst zum Mordopfer wird. Irritierenderweise schildert der soeben Gemeuchelte als Off-Kommentator einer Rückblende das der ruchlosen Tat vorausgegangene Geschehen. In diesem wird der wackere Recke mit bizarren Morden an Frauen konfrontiert, denen nach stattgefundener Entleibung das Gesicht mit einem rubinroten Lippenstift beschmiert ward. Nach-

dem eins der Opfer dem Heldenpolizisten beigeschlafen hatte (zu Lebzeiten natürlich!), fällt der Verdacht alsbald auf die mehr als eifersüchtige Geliebte Dobsons (Lorraine Bracco), aber auch auf einen Mafioso und auf einen bei Frauen erfolglosen Berufskollegen. Darüber hinaus gibt es noch viel mehr Verdächtige, genaugenommen sämtliche in diesem Film auftauchenden Personen.

Vor lauter potentiellen Verdächtigen wird einem bald schummrig und man vermeint, einem typischen Edgar-Wallace-Film der 60er Jahre beizuwohnen. Als gegen Ende der

wackere Polizist selbst unter Tatverdacht gerät, kennt die Verwirrung keine Grenzen mehr. Zumindest, wenn man noch nie einen Durchschnittskrimi gesehen hat. Alle anderen wissen ja - mit spöttischem Grinsen im Gesicht -, daß stets der unverdächtigst Scheinende der Mörder ist. Und so ist's auch in diesem Film, der in seinen besten Momenten eine amüsante Hommage an den klassischen „Film Noir“ bietet, über weite Strecken allerdings ein als Thriller getarnter Werbefilm für eine bekannte Lippenstiftmarke geworden ist. <

CARL ANDERSEN