nd-aktuell.de / 03.12.1993 / Politik

Gegen den Betriebsrat arbeiten, ist tödlich

Herr Peine, wie viele Menschen beschäftigen Sie?

350 Mitarbeiter.

Hatten Sie jemals so große Probleme, einen Betrieb zu erwerben, wie mit dem in Bischofferode?

Wir haben uns auch in den neuen Ländern niedergelassen, in Boxberg, in Schwedt. Von dort kennen wir nur die üblichen Verzögerungen. Eine solche „Gangart“ habe ich noch nicht erlebt. Die Kontrahenten werfen Ihnen vor, Sie seinen ein „Abzocker“. Man behauptet, Sie würden in die Kalischächte nur Müll ablagern wollen...

Wir sind ein über hundert

Jahre altes Familienunternehmen, das vor allem als Handelshaus seriös geführt wird. Der Umsatz liegt über 100 Millionen Mark. Bei Bischofferode und artverwandten Betrieben geht es uns in erster Linie darum', Rohstoff zu sichern. Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. In dem es angeblich zu viel Kali gibt.

Die Rohstoffe sollen uns noch bessere Möglichkeiten für das gesamte Unternehmen schaffen. Meinen Sie nicht, daß Ihre Hartnäckigkeit - im Falle eines Sieges - von den „Großen“ bestraft wird?

In den letzten 25 Jahren hatte ich sehr engagiert mit Konzernen zu tun. Wir mußten auch Produkte verkaufen, die „zu viel“ im Markt sind. Aber wenn ich ein Produkt vertrete, dann muß ich um den Markt kämpfen. Das ist für einen Kaufmann Ziel Nummer 1. In der Richtung unternehmen die jetzigen Produzenten keinerlei Anstrengungen. Sie erleben in Bischofferode einen sehr kämpferischen Betriebsrat, eine sehr kämpferische Belegschaft. Macht Ihnen das - als möglicher Eigentümer - nicht Sorgen

Es wird sicher nicht einfach

sein, nachher die Gemeinsamkeit zu finden und gemeinsam den Weg weiterzugehen. Aber ich kannte schon zwölf Jahre vor Maueröffnung die Verhältnisse in der DDR und glaube auch, genügend Menschenkenntnis zu haben, um mich in die Situation der Leute hineinzuversetzen. Wenn hier kein faires Miteinander gewährleistet ist, dann ist es sicherlich sehr schwer. Ein Gegeneinander ist tödlich für jedes Unternehmen. Nicht nur in Bischofferode. Auf einen Nenner zu kommen, wird die nächste Aufgabe sein.

Gespräch: RENE HEILIG