nd-aktuell.de / 08.01.1994 / Politik / Seite 4

Geprügelt, bespuckt, scheinexekutiert

Waldkirch (dpa/ND). Der 29jährige Journalist Stephan Waldberg ist während seiner 14monatigen Haft in türkischen Gefängnissen mißhandelt worden. In Anstalten in der Provinzhauptstadt Diyarbakir und in Buca bei Izmir sei er geschlagen, bespuckt und an den Haaren gezerrt worden, berichtete er am Freitag in Waldkirch. Ferner wurde ihm der Schlaf entzogen.

In einer Militärkaserne habe man ihn zum Schein exekutieren wollen. Beim Verhör dort habe er nicht nur die „Schmerzensschreie gefolterter Gefangener“ mitanhören müssen. Er sei auch in eine

Folterkammer geführt worden, in der Menschen mit Stromstößen und Schlägen gequält worden seien. In einem Nebenraum habe er etwa „20 abgemagerte, frierende Gefangene“, nahezu unbekleidet und mit verbundenen Augen hocken gesehen.

Waldberg war wegen angeblicher Unterstützung der PKK in der Türkei zu 45 Monaten Haft verurteilt worden. Der freie Mitarbeiter eines Freiburger Privatsenders konnte am Heiligabend in die BRD zurückkehren, nachdem ihn der türkische Staatspräsident wegen seines Gesundheitszustandes begnadigte.