nd-aktuell.de / 21.01.2004 / Politik

Liegeplatz der »Rocknes« bleibt leer

Norwegischer Frachter vor Bergen gekentert/Vermutlich 18 Tote

René Heilig
Der Emder Hafenbericht vermerkte am Dienstag unter der Rubrik »Erwartet werden« vier Schiffe. Eines heißt »Rocknes«. Der Frachter sollte mit rund 23000 Tonnen Splitt aus Norwegen am Südkai festmachen. Doch dort wurden keine Tampen über die Poller gezogen.
Die 166 Meter lange »Rocknes« liegt gekentert vor Norwegens Westküste. Mit einer atemberaubenden Rettungsaktion hat man bereits am Montagabend versucht, die Menschen von Bord des norwegischen Schiffes zu holen. Neben 24 Philippinern, drei Niederländern und zwei Norwegern gehörte auch ein Deutscher zur Besatzung. Die nächtliche Rettungsaktion war ein Wettlauf gegen die Kälte. Augenzeugen berichteten in Bergen, dass sich einige Seeleute auf den Rumpf des Frachters gerettet hatten, der in flachem Wasser kaum 200 Meter vor der Küste auf der Seite liegt. Andere waren in das etwa fünf Grad kalte Wasser gefallen. Zwei Stunden nach dem Kentern des Frachters hatte man neun Besatzungsmitglieder und einen norwegischen Lotsen gerettet, drei weitere Seeleute wurden bislang tot geborgen. Um weitere Überlebende zu befreien, hatten Rettungsteams mit Schweißgeräten Löcher in den Rumpf des Frachters geschnitten. In der Nacht gelang es so, drei philippinische Seeleute aus dem Maschinenraum zu holen. Für 15 vermisste Besatzungsmitglieder, so bestätigte ein Sprecher der Rettungszentrale Sola am Dienstagmorgen, werde es wohl keine Rettung mehr geben können. Am Nachmittag wurde die Suche dann offiziell eingestellt. Unklar ist die Ursache des ungewöhnlichen Unfalls. Möglich ist, dass eine Grundberührung in den engen Gewässern das Unglück ausgelöst hat. Das Schiff hatte im norwegischen Hafen Bunkret Material für die Ölindustrie aufgenommen, das dann offenbar verrutscht ist und dem Schiff die Stabilität nahm. Registriert ist die »Rocknes« auf Antigua. Gebaut wurde das Schiff, das der norwegischen Reederei Jebsen Management gehört und Teil einer ganzen Serie so genannte Selbstlöscher ist, von der 1635 gegründeten Sietas-Werft in Hamburg. Die Werft hat eine weite Produktpalette. Dazu gehören Fahrgast-, Küstenmotor- und Containerschiffe, Ro-Ro-Frachter, Schwergut- und Papiertransporter sowie Fischerei- und Sonderfahrzeuge. Obwohl - so die Werbung - Erfahrung, Flexibilität, Qualität, Service und Termintreue zum Standard gehören, geriet die Werft Ende vergangenen Jahres in die allgemeinen Schwierigkeiten der Branche. 200 der 1200 Mitarbeiter bekamen die Kündigung zugestellt.