nd-aktuell.de / 02.09.1994 / Reise / Seite 13

Bei den ersten Össis

Luftkurort Wiesmoor lädt wieder ein zum jährlichen Blumenfest nach Ostfriesland

und Farbenpracht, von den Exoten gar nicht erst zu reden? Die Gärtner von Wiesmoor haben ganz „gewöhnliche“ Blumen wie Hortensien, Begonien, Bromelien 'rausgeputzt, daß einem die Augen übergehen.

Nicht nur zum Blumenfest, Wiesmoor bezaubert sieben Monate lang die Einheimischen und ihre Gäste mit einer ständigen Blumenschau (geöffnet von Mitte März bis Mitte Oktober). In der Ausstellungshalle, in Größe und Form einmalig im norddeutschen Raum, werden etwa 10 000 Blumen und Gehölze präsentiert. Zudem überrascht eine Wasserorgel die Besucher: Auf einer Wasserfläche von reich-

lich 30 Quadratmetern tanzen Fontänen zu Melodien bekannter Komponisten.

Die Leute aus Wiesmoor können sich alle eine große Sonnenblume an die Brust stecken: Sie haben die Schönheiten selbst kultiviert. In der Stadt befindet sich die größte zusammenhängende Ge-

wächshausanlage von Europa (80 000 Quadrameter). Unter Glas und auf den 104 Hektar Freiland werden jährlich insgesamt 22 Millionen Topfpflanzen gezogen. Die Gäste können die Anlagen der Wiesmoor-Gärtnerei und BaumschulGmbH per Bus besichtigen und natürlich auch kaufen, was ihr Auge begehrt.

Wer diese Stadt im Herzen Ostfrieslands besucht, sollte es nicht versäumen, ins Moorkolonistenhaus zu gehen. Die Geschichte von Wiesmoor begann erst vor acht, neun Jahrzehnten mit der Erschließung eines bis dahin unberührten Moorgebietes. Damals wurden hier die ersten schnurgraden Gräben und Kanäle ausgehoben, um das Moor zu entwässern und Torf als Brennstoff zu gewinnen, selbst für ein Kraftwerk (es wurde 1907 in Betrieb genommen). Vom Schicksal der Moorbezwinger-Generationen erzählt ein noch heute geläufiger Vers:

„Der ersten der Tod, der zweiten die Not, der dritten das Brot.“

So sind die Ostfriesen groß geworden.