nd-aktuell.de / 06.12.1994 / Sport / Seite 15

Glückwunsch, Marianne Buggenhagen

Bei der Ehrung

Foto: dpa

bei den Mannschaften siegten die Skispringer um Jens Weißflog, die in Lillehammer überraschend Gold gewonnen hatten.

Wie zu jedem Jahresende buhlen zwei Glamour-Feten um Stimmen in der Popularitätsskala der besten Sportler. Die Ereignisse finden stets im Saale und auf den Bildschirmen statt.

Nummer 1 passierte am Sonntag abend in Ludwigsburg. Die ARD-Sportgala hatte sämtliche habbare Sportprominenz geladen. Die Altstars des DDR-Sports fielen nicht mal als Staffage in diese Kategorie. Gefragt waren an diesem Abend ohnehin die aktuellen Würdenträger Die ARD steigerte ihre Einschaltquote, indem sie die Zuschauer per Telefon zum Schiedsrichter über den Popularitätsgrad der besten Sportler ernannte und sie überdies mit lukrativen Preisen köderte.

Wir kennen das von Tatsachenentscheidungen: Überraschungen sind meist inclusive. So wurde in der TED-Umfrage die vierfache Weltmeisterin im Behindertensport, die Berlinerin Marianne Buggenhagen, mit großem Vorsprung vor Schwimm-Weltmeisterin Franziska van Almsick auf Platz 1 gewählt. Bei den Männern wurde Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher die Auszeichnung „Sport 1“ vor Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier zuteil, und

Wie gesagt, der Kollege TED entschied über die Reihenfolge. Aber Montag früh beklagten sich ND-Leser aus Stralsund, Berlin und Zwickau, daß sie ihre Sympathien auch gern an die Frau und den Mann gebracht hätten, aber alle Versuche, den TED per Anruf zu füttern - und möglicherweise auch einen der Preise zu gewinnen - scheiterten an permanenten Besetztzeichen. Offenbar, so die verärgerte Meinung, hätten nur Anrufer aus der erweiterten Umgebung von Ludwigsburg ein „Stimmrecht“ gehabt. So erklärt sich vielleicht auch, daß Box-Weltmeister Henry Maske an diesem Abend weitaus weniger populär war, als anzunehmen.

Nummer 2 im Gunstwettbewerb folgt am 11. Dezember bei der 48. Wahl der „Sportler des Jahres“ traditionell in Baden-Baden. Da sind die Fernsehzuschauer wirklich nur Zuschauer. Denn es entscheiden die Journalisten über die Plätze in der Bestenliste. Ungetrübte Zuschauergunst hier, kompetentes Fachwissen als Kriterium dort - was gilt wohl mehr? Den Siegern wird's einerlei sein. Sie haben in jedem Falle verdient gewonnen. Glückwunsch Marianne Buggenhagen, Michael Schumacher und Skispringer-Mannschaft.

WOLFGANG RICHTER