nd-aktuell.de / 06.12.1994 / Brandenburg / Seite 20

Umweltschutz ist grenzenlos

Vor vier Jahren wurden die Frankfurter Greenteams gegründet

Bis zum Bauch im Wasser, mäht ein Junge das Schilf am Wulkower Fließ. Andere holen die Büschel zusammen mit Ästen und Unrat ans Ufer. „Das ist nötig, damit die Fische unter Wasser atmen können“, erklären sie einem gleichaltrigen, der ihnen das Mikrofon unter die Nase hält. Etwas weiter nehmen Jugendliche Wasserproben. Sie unterhalten sich englisch, denn der eine versteht kein deutsch und dem anderen ist die polnische Sprache fremd. „Aber unsere Ziele kennen keine Ländergrenzen.“ -Sommercamp der Greenteams 1994 in Wulkow.

Vor vier Jahren wurde in Frankfurt das erste Greenteam gegründet. Inzwischen gibt es ein Dutzend solcher Gruppen mit rund 140 Mitgliedern, die von Harald Wiesner betreut werden. „Die Greenteams haben in den vier Jahren bewiesen, daß sie auch solche Themen besetzen, um die sich Er-

wachsene zu wenig kümmern“, meint der 32jährige Biologielehrer. So nehmen die jungen Naturschützer seit Jahren Proben aus den Gewässern der Stadt und des Helenesees. Zwei Abwasserleitungen an der Klinge mußten gesperrt werden, nachdem das Umweltamt mit den Schadstoffwerten konfrontiert worden war. Auch am bundesweiten Wettbewerb „Jugend forscht“ haben sich die „Wal-Kids“, „Ökozwerge“, und wie sonst sie sich noch nennen, beteiligt.

Bettina, die zu den „Schnüffelnasen“ gehört, ärgerte sich über den heruntergekommenen Spielplatz in Neuberesinchen. „Wir haben an den Oberbürgermeister geschrieben. Da wurde dann neues Grün angepflanzt und ein Zaun aufgestellt, um es zu schützen.“ Daniela hat ihren Vater überredet, mit seinen Kollegen eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Und am Stadtjugendtag wurde

eine Unterschriftenaktion gestartet, damit die Jugendzeitschrift „Bravo“ endlich auf Recyclingpapier gedruckt wird. Die acht- bis 17jährigen reden mit Kraftfahrern, überreichen Blumen an Leute, die den Bus benutzen, gehen in Schulen, Hörte und Heime und haben ihre Eltern veranlaßt, einen Förderverein zu gründen. Denn obwohl das große Vorbild Greenpeace zehn Prozent der Ausgaben übernimmt, ist der Nachwuchs knapp bei Kasse. „Vor allem die nötigen Meßgeräte kosten viel Geld“, erklärt Wiesner „Da sind wir schon auf Spenden angewiesen.“

Zur Klimawoche werden die Greenteams wieder in der City unterwegs sein. Am 8. Dezember soll es eine Mahnwache am Oderturm geben. „Wir wollen wieder ein prima Klima“, steht auf den Plakaten. Die haben sie natürlich selbst gemacht.

ERICH SCHECH