Umweltschutz ist grenzenlos
Vor vier Jahren wurden die Frankfurter Greenteams gegründet
Bis zum Bauch im Wasser, mäht ein Junge das Schilf am Wulkower Fließ. Andere holen die Büschel zusammen mit Ästen und Unrat ans Ufer. „Das ist nötig, damit die Fische unter Wasser atmen können“, erklären sie einem gleichaltrigen, der ihnen das Mikrofon unter die Nase hält. Etwas weiter nehmen Jugendliche Wasserproben. Sie unterhalten sich englisch, denn der eine versteht kein deutsch und dem anderen ist die polnische Sprache fremd. „Aber unsere Ziele kennen keine Ländergrenzen.“ -Sommercamp der Greenteams 1994 in Wulkow.
Vor vier Jahren wurde in Frankfurt das erste Greenteam gegründet. Inzwischen gibt es ein Dutzend solcher Gruppen mit rund 140 Mitgliedern, die von Harald Wiesner betreut werden. „Die Greenteams haben in den vier Jahren bewiesen, daß sie auch solche Themen besetzen, um die sich Er-
wachsene zu wenig kümmern“, meint der 32jährige Biologielehrer. So nehmen die jungen Naturschützer seit Jahren Proben aus den Gewässern der Stadt und des Helenesees. Zwei Abwasserleitungen an der Klinge mußten gesperrt werden, nachdem das Umweltamt mit den Schadstoffwerten konfrontiert worden war. Auch am bundesweiten Wettbewerb „Jugend forscht“ haben sich die „Wal-Kids“, „Ökozwerge“, und wie sonst sie sich noch nennen, beteiligt.
Bettina, die zu den „Schnüffelnasen“ gehört, ärgerte sich über den heruntergekommenen Spielplatz in Neuberesinchen. „Wir haben an den Oberbürgermeister geschrieben. Da wurde dann neues Grün angepflanzt und ein Zaun aufgestellt, um es zu schützen.“ Daniela hat ihren Vater überredet, mit seinen Kollegen eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Und am Stadtjugendtag wurde
eine Unterschriftenaktion gestartet, damit die Jugendzeitschrift „Bravo“ endlich auf Recyclingpapier gedruckt wird. Die acht- bis 17jährigen reden mit Kraftfahrern, überreichen Blumen an Leute, die den Bus benutzen, gehen in Schulen, Hörte und Heime und haben ihre Eltern veranlaßt, einen Förderverein zu gründen. Denn obwohl das große Vorbild Greenpeace zehn Prozent der Ausgaben übernimmt, ist der Nachwuchs knapp bei Kasse. „Vor allem die nötigen Meßgeräte kosten viel Geld“, erklärt Wiesner „Da sind wir schon auf Spenden angewiesen.“
Zur Klimawoche werden die Greenteams wieder in der City unterwegs sein. Am 8. Dezember soll es eine Mahnwache am Oderturm geben. „Wir wollen wieder ein prima Klima“, steht auf den Plakaten. Die haben sie natürlich selbst gemacht.
ERICH SCHECH
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.