nd-aktuell.de / 15.10.1996 / Brandenburg / Seite 17

Auf Zonen umsteigen

Karin Nölte

Die letzten Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr Berlins sind gerade zwei Wochen alt, da wird heute über die nächsten beraten. Auf einer Verkehrsträgerkonferenz der Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg soll ein neues Tarifsystem festgelegt werden.

Es geht um die Aufteilung unserer Region in Zonen. Die erste Zone umschließt den inneren S-Bahnring, die zweite reicht bis zur Stadtgrenze, die dritte ins Umland. Wie hoch die Preise für die einzelnen Zonen werden und weitere Modalitäten sind bis heute Gegenstand geheimer Diplomatie

zwischen den Verkehrsbetrieben.

So sicher die Betriebe wieder von »moderaten« und »kundenfreundlichen« Entscheidungen reden werden, so sicher dreht das Zonentarif-Modell an der Preisspirale. Selbst wenn der Einzelfahrschein von jetzt 3,90 Mark um ganze drei Groschen billiger wird, gilt er dann eben für nur eine Zone - ist also teurer Wenn die Umweltkarte einmal nicht teurer werden sollte, gilt sie nur eingeschränkt - ist also ebenfalls teurer

Daß die Verkehrsbetriebe zuerst an ihre Finanzen denken und zuletzt an ihre Kunden, beweist sich schließlich auch am geplanten Zeitpunkt der Zoneneinführung. Man wartet nicht mal mehr den Fahrplanwechsel im Mai ab, die neuen Tarife sollen möglichst schnell zu Jahresbeginn greifen.

Nimmt man das gesamte Berliner Nahverkehrsnetz von Potsdam bis Strausberg,

ist es im Vergleich zum Beispiel mit dem Köln-Bonner Raum durchaus billig. Dort müßten für ein entsprechendes Angebot im Monat an die 340 Mark gezahlt werden, wo die Berliner noch unter 100 hinlegen.

Darauf darf verwiesen werden, auch wenn es weder hilfreich noch tröstlich für die treuen Kunden von Bus und Bahn ist, vor allem für die Pendler über größere Strecken. Gerade sie sollen nun kräftig zur Kasse gezwungen werden. Weniger trifft es die Gelegenheitskunden auf Kurzstrecken, die werden geradezu belohnt, öffentliche Nahverkehrsmittel nur selten in Anspruch zu nehmen. So wird das Zonen-Modell dazu beitragen, gerade für längere Fahrten aufs Auto umzusteigen. Mit vernünftiger Verkehrspolitik für Menschen und Umwelt hat das nichts zu tun. Vernunft und Berliner Verkehrspolitik bislang kam nicht zusammen, was zusammengehört.