nd-aktuell.de / 26.08.1997 / Politik / Seite 8

will den Fall Yilmaz

Göktepe erledigen Erstmals Polizistenanhörung zu Journalistenmord

Ende letzter Woche fand m der westanatolischen Provinz Myon die siebte Verhandlung im Fall Metin Göktepe statt Der Journalist war im Januar 1996 an den Folgen schwerer Folterungen verstorben.

Elf Polizeibeamte haben sich für den Tod des Journalisten zu verantworten Durch mehrere Zeugen wurden die Beschuldigten im Verlauf der bisherigen Verhandlungen belastet. Sie selbs aber hatte man vor Gericht noch nicht hören können: Der Prozeß war zwar bereits am 15. Mi 1996 eröffnet worden doch bis zur Verhandlung am letzten Donnerstag waren die^«^ “ trotz mehrmaliger richten gung - nicht vor Gericht erschienen.

Auf Druck der neuen Koalitionsregierung der Türkei - Premier Mesut Yilmaz hatte einer internationalen Journalistendelegation die schnelle Klärung des Falles Metin Göktepe zugesichert - konnten einige Beamte jetzt endlich richterlich vernommen werden. »Dieser Fall istfur-uns zu einem Prestigefall geworden. Wir wer den alles unternehmen, bis die Polize beamten verurteilt werden«, erklarte Nai Güreli, Vorsitzender der Journalistenge meinschaft.

Zu diesem siebten Verhandlungstag waren bereits in den frühen Morgenstunden Busse mit mehr als 1500 Menschen aus mehreren türkischen Städten m Afyon eingetroffen, unter ihnen namhafte Journalisten und Vertreter der Organisation »Reporter ohne Grenzen«. Auch das kurz zuvor vom Polizeipräsidenten der Stadt verhängte Verbot konnte die massive Beteiligung der Öffentlichkeit nicht verhindern Sm »eventuelle Provokationen« zu

vermeiden, ließ der P»^««**“ Gerichtsgebäude von Hundertschaften seiner Untergebenen umzingeln Nur Journalisten wurde Einlaß gewahrt, alle anderen mußten außerhalb einer 400-Meter-Bannmeile verharren und konnten erst nach Stunden über den Verlauf des Prozeßtages informiert werden.

Die beschuldigten Polizeibeamten waren seit Erhebung der Anklage vom Dienst suspendiert - und angeblich nicht auffindbar Am Donnerstag erschienen wiederum nur fünf der elf Angeklagten. Vier weitere hatten sich durch ein ärztliches Attest von der Vernehmung befreien lassen. Der Verteidiger beantragten denn auch umgehend eine Vertagung der Verhandlung und warfen dem Richterkollegium Befangenheit vor Dem Antrag wur-; de jedoch nicht stattgegeben. Darüber . hinaus entschieden die Richter, die arzt-- liehen Atteste der vier Polizeibeamten so-1 fort überprüfen zu lassen. Bis zur Fort-! etzung d's Prozesses am «September bleiben die anderen Angeklagten in Haft.