nd-aktuell.de / 07.04.1998 / Politik / Seite 1

Marschrichtung

Gabriele Oertel

Nur die FDP ist gut weggekommen. An ihr weiß DIHT-Chef Stihl offenbar nichts auszusetzen. Die anderen etablierten Parteien bekamen alle ihr Fett im Forderungskatalog des Deutschen Industrie- und Handelstages weg. Die Grünen sind den obersten Wirtschaftslenkern sowieso suspekt. Und SPD und CDU müssen sich noch mehr oder weniger strecken, wenn sie der Bosse Segen zu regierungsamtlichem Sagen bekommen wollen.

Entlastung der Unternehmen, Abschaffung des Solizuschlages, Leistungskürzungen bei Rente und Krankenversicherung, weiterer Abbau des Kündigungsschutzes - Stihl hat die Prämissen der Seinen gesetzt. Andere Wahlprüfsteine, wie zum Beispiel die Strategien der Parteien zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit auszusehen hätten, hat der oberste Metallarbeitgeber Stumpfe vorab schon aus dem Weg geräumt. Wenn Millionen in Deutschland noch 15 Jahre mit dem Übel leben müssen, kann ja nun wirklich keiner die Elle im Herbst 1998 anlegen.

Weitermachen wie bisher, nur besser, lautet die Losung der Wirtschaft. Und wenn schon ein Wechsel, dann einer mit Kontinuität. Hinter wem auch immer nach der Bundestagswahl marschiert wird, die Marschrichtungszahl hat die Wirtschaft vorgegeben. Der September wird zeigen, wieviele sie einhalten.