nd-aktuell.de / 25.07.1998 / Politik / Seite 22

Geheimnis um Damast

Traditionelles Handwerk soll bewahrt werden/Museum gibt Einblick

Von Rolf Methner

Für Damast findet man im Lexikon folgende Erklärung: »Nach der Stadt Damaskus genannt; feinfädiges, jetzt jacquardgemustertes Gewebe aus Leinen-, Baumwoll-, Zellwoll- oder Chemieseidengewebe mit dem durch Wechsel von Kettfäden erzielten typischen Lichtreflexen.«

1666 begann die Gezogenesweberei ihren Einzug in Großschönau zu halten. So lautete der ursprüngliche Name der Leinendamastweberei. Außer dieser Zeitangabe weiß man im Orte wenig von der Entstehung dieser Weberei zu sagen. Die Damastweberei galt lange als ein Geheimnis. Sie wurde bald nach ihrer Einführung zum staatlichen Wirtschaftsgeheimnis erklärt. Der Kurfürst von Sachsen verbot unter Androhung hoher Strafen, auswärtige Lehrlinge anzunehmen und den Wohnsitz zu wechseln. Durch eine Verordnung der sächsischen Landesobrigkeit von 1746 konnten ansuchende Damastweber vom Militärdienst befreit werden. Obwohl 1729 die Konzessionsgebühren von zehn auf sechs Taler herabgesetzt wurden, steigerte sich die wirtschaftliche Notlage der Weber, besonders aber auch durch die erlassene Damastordnung.

Viele Fürsten der Nachbarländer lockten Großschönauer Meister nach Böhmen

und Schlesien. 1745 wurden durch einen preußischen Fürsten 270 Einwohner veranlaßt, ihren Ort zu verlassen. Auf 116 Wagen wurden ihre Webstühle und ihr Hausrat unter Bedeckung von preußischen Fußsoldaten und Husaren nach Schlesien gebracht. Zu welcher Größe sich der Großschönauer Damast entwikkelte, ist im Damast- und Frottiermuseum in Großschönau zu sehen. Europäische Adelshäuser kauften hier ihre Tafeltücher und Servietten mit Wappen- und Monogrammeinwebung, Kirchen und Klöster Altardecken mit religiösen Motiven. Auf Ausstellungen und Messen erlangten Großschönauer Damaste Goldmedaillen.

1938 schenkte Theodor Haebler der Gemeinde Großschönau das Kupferhaus für Museumszwecke. Das Kupferhaus ist eine um 1809 erbaute Damastmanufaktur mit einem Kupferdach. Am 11. Mai 1947 wurde dort das neue Heimatmuseum eröffnet und in den folgenden Jahren zum Spezialmuseum für Leinen- und Damastweberei ausgebaut. 1856 wurde von Carl Heinrich Schiffner der erste Frottierwebstuhl aufgestellt. Er ahnte damals nicht, daß er damit eine bodenständige Industrie über ein Jahrhundert begründete. In den folgenden Jahrzehnten wurden Frottierwaren zum wichtigsten Erzeugnis der Großschönauer Textilbetriebe.

Nach 1989 erfaßte der Niedergang der Textilindustrie auch die Oberlausitz. Es

bestand die Gefahr, daß das Fachwissen sowie die Produktionsmittel aus dieser Epoche verlorengingen. Ein engagierter Förderverein mit über 100 Mitgliedern kümmerte sich um die Erhaltung der textiltechnischen Tradition. Mit Hilfe von Fördermitteln und in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und Museumsleitung wurde die Voraussetzung zum Aufbau einer Schauhalle geschaffen, die nun die gesamte einheimische Textilindustrie unter einem Dach repräsentiert.

Durch die Erhaltung der Damast- und Frottiermaschinen kann eine selbstständige Souvenirproduktion durchgeführt werden. So werden hier unter anderem Handtücher mit vier verschiedenen Landschaftsmotiven aus dem Zittauer Gebirge hergestellt. Die zwei Großschönauer Textilbetriebe Frottana-Textil GmbH und Damino GmbH als Förderer des »Deutschen Damast- und Frottiermuseums« verschaffen auch hier einen hervorragenden Einblick in ihre moderne Produktion.

Zur Eröffnung der Schauhalle im August 1996 wurde die Umbenennung des Damast- und Heimatmuseums Großschönau in »Deutsches Damast- und Frottiermuseum« vorgenommen.

Bei einem Besuch in der Oberlausitz sollte dieses Museum auf alle Fälle mit aufgesucht werden.