Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Geheimnis um Damast

Traditionelles Handwerk soll bewahrt werden/Museum gibt Einblick

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Rolf Methner

Für Damast findet man im Lexikon folgende Erklärung: »Nach der Stadt Damaskus genannt; feinfädiges, jetzt jacquardgemustertes Gewebe aus Leinen-, Baumwoll-, Zellwoll- oder Chemieseidengewebe mit dem durch Wechsel von Kettfäden erzielten typischen Lichtreflexen.«

1666 begann die Gezogenesweberei ihren Einzug in Großschönau zu halten. So lautete der ursprüngliche Name der Leinendamastweberei. Außer dieser Zeitangabe weiß man im Orte wenig von der Entstehung dieser Weberei zu sagen. Die Damastweberei galt lange als ein Geheimnis. Sie wurde bald nach ihrer Einführung zum staatlichen Wirtschaftsgeheimnis erklärt. Der Kurfürst von Sachsen verbot unter Androhung hoher Strafen, auswärtige Lehrlinge anzunehmen und den Wohnsitz zu wechseln. Durch eine Verordnung der sächsischen Landesobrigkeit von 1746 konnten ansuchende Damastweber vom Militärdienst befreit werden. Obwohl 1729 die Konzessionsgebühren von zehn auf sechs Taler herabgesetzt wurden, steigerte sich die wirtschaftliche Notlage der Weber, besonders aber auch durch die erlassene Damastordnung.

Viele Fürsten der Nachbarländer lockten Großschönauer Meister nach Böhmen

und Schlesien. 1745 wurden durch einen preußischen Fürsten 270 Einwohner veranlaßt, ihren Ort zu verlassen. Auf 116 Wagen wurden ihre Webstühle und ihr Hausrat unter Bedeckung von preußischen Fußsoldaten und Husaren nach Schlesien gebracht. Zu welcher Größe sich der Großschönauer Damast entwikkelte, ist im Damast- und Frottiermuseum in Großschönau zu sehen. Europäische Adelshäuser kauften hier ihre Tafeltücher und Servietten mit Wappen- und Monogrammeinwebung, Kirchen und Klöster Altardecken mit religiösen Motiven. Auf Ausstellungen und Messen erlangten Großschönauer Damaste Goldmedaillen.

1938 schenkte Theodor Haebler der Gemeinde Großschönau das Kupferhaus für Museumszwecke. Das Kupferhaus ist eine um 1809 erbaute Damastmanufaktur mit einem Kupferdach. Am 11. Mai 1947 wurde dort das neue Heimatmuseum eröffnet und in den folgenden Jahren zum Spezialmuseum für Leinen- und Damastweberei ausgebaut. 1856 wurde von Carl Heinrich Schiffner der erste Frottierwebstuhl aufgestellt. Er ahnte damals nicht, daß er damit eine bodenständige Industrie über ein Jahrhundert begründete. In den folgenden Jahrzehnten wurden Frottierwaren zum wichtigsten Erzeugnis der Großschönauer Textilbetriebe.

Nach 1989 erfaßte der Niedergang der Textilindustrie auch die Oberlausitz. Es

bestand die Gefahr, daß das Fachwissen sowie die Produktionsmittel aus dieser Epoche verlorengingen. Ein engagierter Förderverein mit über 100 Mitgliedern kümmerte sich um die Erhaltung der textiltechnischen Tradition. Mit Hilfe von Fördermitteln und in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und Museumsleitung wurde die Voraussetzung zum Aufbau einer Schauhalle geschaffen, die nun die gesamte einheimische Textilindustrie unter einem Dach repräsentiert.

Durch die Erhaltung der Damast- und Frottiermaschinen kann eine selbstständige Souvenirproduktion durchgeführt werden. So werden hier unter anderem Handtücher mit vier verschiedenen Landschaftsmotiven aus dem Zittauer Gebirge hergestellt. Die zwei Großschönauer Textilbetriebe Frottana-Textil GmbH und Damino GmbH als Förderer des »Deutschen Damast- und Frottiermuseums« verschaffen auch hier einen hervorragenden Einblick in ihre moderne Produktion.

Zur Eröffnung der Schauhalle im August 1996 wurde die Umbenennung des Damast- und Heimatmuseums Großschönau in »Deutsches Damast- und Frottiermuseum« vorgenommen.

Bei einem Besuch in der Oberlausitz sollte dieses Museum auf alle Fälle mit aufgesucht werden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.