nd-aktuell.de / 07.10.1998 / Politik / Seite 2

Wahlkampf

Olaf Standke

Eine Überraschung war das Votum im Rechtsausschuß des Washingtoner Abgeordnetenhauses nicht. Dort haben die Republikaner das Sagen, und die wollen offensichtlich das Schauspiel eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsident Clinton, selbst wenn der Ausgang offen ist. Denn Anfang November wird der größte Teil des Kongresses neu zusammengestellt, und ein lügender Demokrat mit heruntergelassenen Hosen im Wei-ßen Haus scheint den Konservativen beste Wahlkampfmunition. Deshalb wird auch das Repräsentantenhaus, wo es eine konservative Mehrheit gibt, Ende der Woche für Untersuchungen gegen den Präsidenten stimmen. Aber auch Clinton-

Gegner in den demokratischen Reihen werden dabeisein.

Doch ob das Kalkül aufgeht, steht in den Sternen und nicht im Starr-Report. Die Zentrale der Demokraten hat die Gegenlinie schon vorgegeben: Von den Republikanern bekommt ihr Pornographie, von uns Wirtschaftswachstum und höhere Mindestlöhne. Doch niemand wird Clintons Rekordquoten in den Meinungsumfragen auf die künftige Zahl der Mandate hochrechnen wollen. So wie sie den Präsidenten nicht vor dem Impeachmentverfahren schützen - und die USA nicht vor den Langzeitfolgen einer beispiellosen Demontage von Amt und Autorität.