nd-aktuell.de / 12.02.1999 / Politik / Seite 1

Deutsche Bank stützte Apartheid

Menschenrechtler verlangen Opferfonds sowie Entschuldung des Kaplandes Südafrika

Bonn (ND-Rex). Einen Entschädigungsfonds von einer Milliarde Mark für die Apartheidopfer in Südafrika forderten Menschenrechtler am Donnerstag in Bonn. Sie wiesen nach, daß bis Ende der Apartheid auch bundesdeutsche Unternehmen und Banken das Regime am Leben erhalten halfen. In den 70er Jahren gehörten Deutsche und Dresdner Bank zu den Hauptfinanziers, in den 80er Jahren vor allem bayerische Banken.

Eine internationale Kampagne will die Entschuldung der Länder im südlichen Afrika erreichen sowie Entschädigung für die Opfer. 1993, im letzten Apartheidjahr, hatte Südafrika Auslandsschulden von 25,7 Milliarden Dollar. Ein Drittel könnten deutsche Konzerne einfordern. Allein von 1978 bis 1993 legten bundesdeutsche Geldgeber 70 Milliarden Mark in Südafrika an. Im Durchschnitt erzielten sie pro Jahr Gewinne von 8,6 Prozent dafür.

Deutschland sei der »weltweit bedeutendste Finanzier des öffentlichen Sektors in Südafrika« gewesen, heißt es in einer Studie. Darin weist Gottfried Wellmer von der »Koordination Südliches Afrika« nach, daß ein Großteil der Kredite in die Rüstungswirtschaft flössen. Nach Zusammenbruch des portugiesischen Kolonialreiches bereitete sich Südafrika nicht bloß auf die angedrohten UNO-Sanktionen vor. Es führte auch Kriege gegen Nachbarländer. Die von Südafrika angerichteten Kriegsschäden in Nachbarländern werden auf etwa 140 Milliarden Dollar geschätzt. Nach innen führte das Apartheidregime Bürgerkrieg gegen den ANC. Neben der Bundesrepublik zählten USA, Großbritannien und Schweiz zu den wichtigsten Geldquellen der Apartheid.

Noch 1993 flössen Gewinne ausländischer Unternehmen in Höhe von 3,1 Milli-

arden. Dollar aus Südafrika ab. Dabei handelt es sich um Profite solcher Konzerne oder Banken, die seit 1985 sogar die weltweiten Wirtschaftssariktionen gegen Pretoria ignorierten. Nur ein Drittel der Gewinne eines Jahres würde ausreichen, Entschädigungen für Opfer der Apartheid zu zahlen, meint Wellmer. Er verwies auf die unselige Traditionslinie der Deutschen und anderer Banken sowie bundesdeutscher Unternehmen. Nach Aufdeckung des Handels mit Raubgold, nach der jetzt diskutierten Hilfe für im Nazireich ausgebeutete Zwangsarbeiter sollte auch ein Fonds für Apartheidopfer eingerichtet werden.

Hans Braunscheidt von Medico International forderte gestern, 50 Jahre nach Beginn der Apartheid dem südlichen Afrika die Schulden zu erlassen. Die demokratisch gewählte Regierung in Südafrika sei dafür nicht verantwortlich zu machen.