Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Deutsche Bank stützte Apartheid

Menschenrechtler verlangen Opferfonds sowie Entschuldung des Kaplandes Südafrika

  • Lesedauer: 2 Min.

Bonn (ND-Rex). Einen Entschädigungsfonds von einer Milliarde Mark für die Apartheidopfer in Südafrika forderten Menschenrechtler am Donnerstag in Bonn. Sie wiesen nach, daß bis Ende der Apartheid auch bundesdeutsche Unternehmen und Banken das Regime am Leben erhalten halfen. In den 70er Jahren gehörten Deutsche und Dresdner Bank zu den Hauptfinanziers, in den 80er Jahren vor allem bayerische Banken.

Eine internationale Kampagne will die Entschuldung der Länder im südlichen Afrika erreichen sowie Entschädigung für die Opfer. 1993, im letzten Apartheidjahr, hatte Südafrika Auslandsschulden von 25,7 Milliarden Dollar. Ein Drittel könnten deutsche Konzerne einfordern. Allein von 1978 bis 1993 legten bundesdeutsche Geldgeber 70 Milliarden Mark in Südafrika an. Im Durchschnitt erzielten sie pro Jahr Gewinne von 8,6 Prozent dafür.

Deutschland sei der »weltweit bedeutendste Finanzier des öffentlichen Sektors in Südafrika« gewesen, heißt es in einer Studie. Darin weist Gottfried Wellmer von der »Koordination Südliches Afrika« nach, daß ein Großteil der Kredite in die Rüstungswirtschaft flössen. Nach Zusammenbruch des portugiesischen Kolonialreiches bereitete sich Südafrika nicht bloß auf die angedrohten UNO-Sanktionen vor. Es führte auch Kriege gegen Nachbarländer. Die von Südafrika angerichteten Kriegsschäden in Nachbarländern werden auf etwa 140 Milliarden Dollar geschätzt. Nach innen führte das Apartheidregime Bürgerkrieg gegen den ANC. Neben der Bundesrepublik zählten USA, Großbritannien und Schweiz zu den wichtigsten Geldquellen der Apartheid.

Noch 1993 flössen Gewinne ausländischer Unternehmen in Höhe von 3,1 Milli-

arden. Dollar aus Südafrika ab. Dabei handelt es sich um Profite solcher Konzerne oder Banken, die seit 1985 sogar die weltweiten Wirtschaftssariktionen gegen Pretoria ignorierten. Nur ein Drittel der Gewinne eines Jahres würde ausreichen, Entschädigungen für Opfer der Apartheid zu zahlen, meint Wellmer. Er verwies auf die unselige Traditionslinie der Deutschen und anderer Banken sowie bundesdeutscher Unternehmen. Nach Aufdeckung des Handels mit Raubgold, nach der jetzt diskutierten Hilfe für im Nazireich ausgebeutete Zwangsarbeiter sollte auch ein Fonds für Apartheidopfer eingerichtet werden.

Hans Braunscheidt von Medico International forderte gestern, 50 Jahre nach Beginn der Apartheid dem südlichen Afrika die Schulden zu erlassen. Die demokratisch gewählte Regierung in Südafrika sei dafür nicht verantwortlich zu machen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.