nd-aktuell.de / 03.05.1999 / Politik

Naumann, Volk und Vaterland

Rene Heilig

Ist der scheidende Chef des NATO-Militärausschusses jetzt völlig durchgeknallt? Ein Eisernes Kreuz für Tapferkeit in »Feindesland«?! Wann schlägt er vor, die Bundeswehr in Wehrmacht umzubenennen? So konsequent sollte er schon sein. Denn natürlich weiß der einstige Bundeswehr-Generalinspekteur, daß der Orden im Bewußtsein der Menschen nicht nur von uns Deutschen - kaum noch mit den Befreiungskriegen gegen Napoleon oder mit Designer Schinkel verbunden ist. Wohl aber mit Hitlers Überfalltruppen, die sengend und mordend über die Welt herfielen. Nach 1918 glaubte man, solche Gier nach Heldenblech sei überwunden. Irrtum. Als die Nazis Polen niedermachten, kam das EK als Mörderorden wieder zu »Ehren«. Wer genügend »Iwan-Panzer knackte«, »Tommy-Frachter« versenkte oder Wohnhäuser beispielsweise in Belgrad niederbombte, war reif dafür

Derzeit überfallen deutsche Soldaten abermals ein fremdes Land. Unmöglich, daß ausgerechnet Polit-General Naumann das historische Gleichnis übersehen hat. Ist es Bescheidenheit, die ihn so inkonsequent erscheinen läßt? Wenn man ein EK stiftet, warum nicht auch das Ritterkreuz? Ihm stünde es mit Brillanten zu. Wie wäre es, wenn man auch gleich noch das Bandenkampf ab zeichen aufpoliert. Paßt doch - gerade in Jugoslawien wurde es einst mit dem Kochgeschirr ausgeteilt. Nachdem man Geiseln umgebracht und Dörfer ausradiert hatte.

Übertrieben? Vielleicht. Noch. Wer bislang glaubte, die paar unseligen Nazi-Traditionen, die in unseren Kasernen gepflegt wurden, wäre nur ein Spuk vergangenen Zeiten gewesen, dürfte nun zumindest ahnen, wie lebendig dieser Geist

ist. Dank der Naumänner, die Kreta-Fallschirmlieder singen ließen, Zerstörer nach Mölders und Lütjens benannten, Hitlers Kumpan Dietl für einen ehrenhaften General hielten und gemeinsame Vorträge mit Ritterkreuzträgern oder Neonazis ä la Roeder organisierten. Leider haben sie beim Aufbau neuer deutscher Expeditionsstreitkräfte willige Helfer Leute wie Rudolf Scharping. War der SPD-Kriegsminister eigentlich jemals in der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht?

Wem solche Parallelen zu weit hergeholt sind, der mag sich eines sehr simplen Zusammenhang erinnern - an den zwischen Eisernem Kreuz und Birkenkreuz.