Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Politik
  • Erst Eisernes Kreuz, dann Birkenkreuz

Naumann, Volk und Vaterland

  • Rene Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Ist der scheidende Chef des NATO-Militärausschusses jetzt völlig durchgeknallt? Ein Eisernes Kreuz für Tapferkeit in »Feindesland«?! Wann schlägt er vor, die Bundeswehr in Wehrmacht umzubenennen? So konsequent sollte er schon sein. Denn natürlich weiß der einstige Bundeswehr-Generalinspekteur, daß der Orden im Bewußtsein der Menschen nicht nur von uns Deutschen - kaum noch mit den Befreiungskriegen gegen Napoleon oder mit Designer Schinkel verbunden ist. Wohl aber mit Hitlers Überfalltruppen, die sengend und mordend über die Welt herfielen. Nach 1918 glaubte man, solche Gier nach Heldenblech sei überwunden. Irrtum. Als die Nazis Polen niedermachten, kam das EK als Mörderorden wieder zu »Ehren«. Wer genügend »Iwan-Panzer knackte«, »Tommy-Frachter« versenkte oder Wohnhäuser beispielsweise in Belgrad niederbombte, war reif dafür

Derzeit überfallen deutsche Soldaten abermals ein fremdes Land. Unmöglich, daß ausgerechnet Polit-General Naumann das historische Gleichnis übersehen hat. Ist es Bescheidenheit, die ihn so inkonsequent erscheinen läßt? Wenn man ein EK stiftet, warum nicht auch das Ritterkreuz? Ihm stünde es mit Brillanten zu. Wie wäre es, wenn man auch gleich noch das Bandenkampf ab zeichen aufpoliert. Paßt doch - gerade in Jugoslawien wurde es einst mit dem Kochgeschirr ausgeteilt. Nachdem man Geiseln umgebracht und Dörfer ausradiert hatte.

Übertrieben? Vielleicht. Noch. Wer bislang glaubte, die paar unseligen Nazi-Traditionen, die in unseren Kasernen gepflegt wurden, wäre nur ein Spuk vergangenen Zeiten gewesen, dürfte nun zumindest ahnen, wie lebendig dieser Geist

ist. Dank der Naumänner, die Kreta-Fallschirmlieder singen ließen, Zerstörer nach Mölders und Lütjens benannten, Hitlers Kumpan Dietl für einen ehrenhaften General hielten und gemeinsame Vorträge mit Ritterkreuzträgern oder Neonazis ä la Roeder organisierten. Leider haben sie beim Aufbau neuer deutscher Expeditionsstreitkräfte willige Helfer Leute wie Rudolf Scharping. War der SPD-Kriegsminister eigentlich jemals in der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht?

Wem solche Parallelen zu weit hergeholt sind, der mag sich eines sehr simplen Zusammenhang erinnern - an den zwischen Eisernem Kreuz und Birkenkreuz.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!