nd-aktuell.de / 20.11.1999 / Politik

Eindeutige Verantwortung für Teilung Deutschlands

Zu: »Dominanz + Unterordnung = Schwierigkeiten mit der Wahrheit« (ND4. 11.):

Herr Thiemann meint - nachdem er vieles Richtige gesagt hat -, eine Diskussion brächte die Erkenntnis, dass die Hauptschuld für die Spaltung Deutschlands in der Aufteilung in Besatzungszonen zu suchen, die Teilung eine Folge des Hitlerkrieges

ist. Damit bedient er Versuche westlicher Politiker, sich von der Schuld an der Teilung zu befreien. Das Beispiel Österreich zeigt doch eine andere mögliche Entwicklungsrichtung. Meines Erachtens liegt die Hauptverantwortung bei den USA, die Deutschland für ihre Rollback-Politik gegen die SU benutzen wollten und dabei von den deutschen Antikommunisten bereitwillig unterstützt wurden. Man denke an die Worte Dr. Adenauers zu dem französischen Hochkommissar Francois-Poncet: »Ich bin der einzige Staatsmann Europas, der die Einheit Europas der Einheit seines Landes vorzog«. Man denke an Dr. Adenauers Erleichterung, als die Westmächte 1952 den sowjetischen Vorschlag für deutsche Einheit und Wahlen ablehnten, weil er den Aufbau der Bundeswehr unbedingt durchsetzen wollte.

Und mit erweiterter Blickrichtung hat Dr. Kohl ein neutrales entmilitarisiertes Deutschland 1990 abgelehnt und diese Ablehnung jetzt nochmals bekräftigt (ND

10.11.1999). Es ging in der Nachkriegszeit darum, wenn schon nicht das ganze Deutschland so doch we-

nigstens »das halbe Deutschland ganz zu haben«.

Prof. H. Gillert Dresden