nd-aktuell.de / 11.10.2012 / Wort und Wahn / Seite 1
An der Wahlbörse
Wolfgang Hübner
Krieg ist die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln,
schrieb einst Clausewitz. Politik, muss man hinzufügen, ist auch nur
die Fortsetzung der Wirtschaft mit anderen Mitteln. Das wird kaum
irgendwo augenfälliger als beim Nachrichtensender n-tv, wo
regelmäßig zur Garnierung der Nachrichten die Börsenkurse
durchlaufen. So ist es auch kein Zufall, dass auf der Internetseite
von n-tv eine Nachricht über die jüngste Bundestags-Wahlumfrage die
Überschrift „Steinbrück treibt SPD auf Sechsjahreshoch"
trug. Das ist Börsensprache pur und es erscheint nur konsequent,
dass sie auf die Politik übertragen wird, die sich ja vor allem
darum sorgt – trotz aller anderslautenden Behauptungen -, dass es
der Finanzwirtschaft gut geht. Deshalb wird sich wohl niemand
wundern, wenn sich Nachrichten über Wahlumfragen demnächst so
lesen: Die Union tendierte zuletzt uneinheitlich. Die SPD dreht
leicht ins Plus. Indessen gaben die Piraten deutlich nach. Die
Linkspartei schloss fester, während die FDP leichter notierte.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/800985.an-der-wahlboerse.html