nd-aktuell.de / 13.10.2012 / Politik / Seite 16

Alte neue Fremdsprache

In Sachsen-Anhalt nimmt das Interesse am Russisch-Unterricht wieder zu - doch nun fehlen Lehrer

In der DDR lernte es jedes Kind. Doch Russisch verlor nach der Wende an Bedeutung. Heute sehen Experten ein neues Interesse an dieser Sprache in Sachsen-Anhalt aufkommen.

Halle (dpa/nd). Russisch ist an den Schulen und Universitäten des Landes wieder stärker gefragt. »Die Sprache hatte lange Zeit als Fach an Attraktivität gelitten«, sagte der Mitorganisator der internationalen Konferenz zur russischen Sprache, Sergej Afonin, in dieser Woche in Halle. Doch Russland und seine Sprache hätten infolge wirtschaftlicher Beziehungen sowie als Partner an verschiedenen Bildungseinrichtungen des Landes an Bedeutung gewonnen. Daher sei es nun notwendig, verstärkt die Ausbildung von Russischlehrern zu unterstützen.

In Sachsen-Anhalt gibt es laut Afonin derzeit etwa 2000 Lehrkräfte für den Russischunterricht. Dem stünden rund 15 000 Schüler von Gymnasien, Sekundarschulen und Berufsbildenden Schulen gegenüber. Das aufkeimende Interesse habe unterschiedliche Gründe. »Russisch gilt als Sprache, mit der man etwas anfangen kann«, sagte Afonin. Junge Menschen und Studenten lernten Russisch gezielt mit Blick auf ihre berufliche Zukunft. Gleichzeitig habe die Sprache in den ostdeutschen Bundesländern eine historisch gewachsene Bedeutung. »In der DDR wurde Russisch als erste Fremdsprache unterrichtet«, sagte Afonin. Nach dem Abflauen zur Wendezeit sei in vielen Elternhäusern heute das Interesse wieder vorhanden.

In der Didaktik, so Afonin, gebe es indes großen Nachholbedarf. Zum einen mangele es an Lehrernachwuchs, da durch die nach der Wende entstandene Lücke heute weniger Menschen Russisch beherrschten. Zum anderen sei der Unterricht häufig nicht attraktiv für Schüler. »Dem Unterricht fehlt das Zeitgemäße«, erklärte Afonin. Dies könne etwa durch das Einbinden moderner Hilfsmittel wie Computer oder aktuelle russische Musik ermöglicht werden.